Auf ein Wort
Herkunft und Zukunft
Verantwortung der Generationen füreinander
Von Friederike F. Spengler
Die Meldungen zum Anstieg der Altersarmut in unserem Land treiben mich um. Viele Senioren beziehen inzwischen Sozialhilfe. Und das in einem der reichsten Länder! Sehe ich Menschen, die in Papierkörben stochern, gibt es mir jedes Mal einen Stich. Wenn es alte Menschen sind, noch einmal mehr. Ich stelle mir vor, das sind Leute, die oft ihr ganzes Leben lang gearbeitet und meiner Generation das Lebensniveau ermöglicht haben, auf dem wir heute fraglos leben.
Ja, „Kinder sind unsere Zukunft“, das ist unbenommen. Aber der Satz muss weitergehen „und alte Menschen unsere Herkunft“. Wer jetzt alt ist, hat seine Kindheit zu Kriegszeiten erlebt oder ist in den ersten Nachkriegsjahrzehnten großgeworden. Entbehrung zu erleben, gehörte dabei für die meisten dazu. Sie haben aus „Nichts etwas gemacht“ und sich vor großer Mühe nicht gescheut. Für uns. Das ist ein Generationsvertrag.
Daran erinnert auch die Bibel. Das Gesetz zur Ehrung der Eltern, welches die „Zweite Tafel des Dekalogs“ anführt und damit das Zusammenleben regelt, weist über die Sorge um die leiblichen Eltern hinaus. In den Briefen an die ersten christlichen Gemeinden wird die Armen- und Witwenfürsorge prominent angemahnt und institutionell geregelt. Der Zusammenhang war also immer schon klar. Ebenso wie die Überzeugung, dass man als Christ hier zu handeln hat!
In der Laurentiuskirche Möckern (KK Elbe-Fläming) steht eine „Almosentafel“ aus dem 16. Jahrhundert. Neben biblischen Zitaten und der Darstellung von Männern und Frauen, die sich denen zuwenden, die der Fürsorge bedürfen, ist es aber die Haltung der Gemeinde, die mich begeistert: In den ersten Jahrzehnten nach der Einführung der Reformation, im Jahr 1562, wird dort die Bitte um Visitation der Almosenordnung und der Umgang mit dem „Gotteskasten“ ausgesprochen.
Die Gemeinde bittet die Geistlichkeit, sie bei der Bekämpfung von Armut zu unterstützen! Auch aus anderen Kirchen kennen wir Beispiele, die sich eindeutig Jesu Solidarisierung mit den Armen, Kranken oder Fremden zum Vorbild nehmen. Und wenn die Ratsherren oder Fürsten zum Gottesdienst kamen, wurden sie nicht nur mit Bildern und dem Klingelbeutel, sondern mit Gottes Wort zum sozialen Miteinander konfrontiert. Klar aufgefordert, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, Armut zu lindern und jeder Person von Jung bis Alt zu ermöglichen, ein Leben in Würde zu führen.
Beides: Mahnung der Verantwortlichen in unserem Staat und Einsetzung eigener Ressourcen gehören auch heute wieder auf die Tagesordnung!
Autor:Online-Redaktion |
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