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Priorität Kinder, Jugend und Familie
Mut trotz Mangel

Gemeinschaft stärken: Nachwuchsförderung ist mehr als ein Hobby, sagt Peter Herrfurth. Der Landesjugendpfarrer wirbt dafür, in Angebote zu investieren, die mitreißen, denn Jugendarbeit funktioniert über Beziehung, ist er überzeugt.  | Foto: epd-bild/Jens Schlueter
  • Gemeinschaft stärken: Nachwuchsförderung ist mehr als ein Hobby, sagt Peter Herrfurth. Der Landesjugendpfarrer wirbt dafür, in Angebote zu investieren, die mitreißen, denn Jugendarbeit funktioniert über Beziehung, ist er überzeugt.
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Zukunftsfrage: Wer gibt Jugendlichen Orientierung, wenn nach dem Abbruch der christlichen Sozialisation in den Familien der Abbruch in den Kirchengemeinden droht? Der EKM-Landesjugendpfarrer sucht nach Antworten.

Von Peter Herrfurth

Welche Kirchengemeinde setzt ein Drittel der Ressourcen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ein? Ein Drittel sämtlicher Arbeitszeit, aller Finanzen und der Ideen? Denn unsere letzte Landessynode hat genau das beschlossen: „Wir verpflichten uns … die Arbeit mit Familien, Kindern und Jugendlichen zu priorisieren. Die Kirchenkreise und -gemeinden werden gebeten, ein Drittel der ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen für sozialisationsbegleitende Maßnahmen … ab dem nächsten Haushaltsjahr einzuplanen und einzusetzen.“
Es war vermutlich allen Synodalen schon bei der Beschlussfassung klar, dass das so nicht passieren wird. Also jedes Jahr ein Drittel aus dem Baulastfond der EKM für die Finanzierung einer neuen Jugendkirche in Haldensleben (Seite 3). Dort steht eine kleine ungedämmte Holzkirche, die längst aus allen Nähten platzt. Die 50 Plätze reichen oft einfach nicht. Und alle Kirchenkreise binden ein Drittel des Strukturfonds für Nachwuchsprojekte. Was wäre das für ein Zeichen über die Grenzen unserer Landeskirche hinaus! „Hey, guckt mal, die EKM. Die tun richtig was für die Kinder und Jugendlichen.“
Natürlich tun wir auch jetzt schon was. Wir haben tolle Angebote: Freizeiten, Musikangebote, Events und vieles mehr. Wir haben großartige Haupt- und Ehrenamtliche, die für diese Arbeit brennen. Und wir haben leider viel zu viel offene Stellen. Auch in der Kirche herrscht Fachkräftemangel. Allerdings gibt es genug gemeindepädagogische Mitarbeitende, die im Stich gelassen werden, als wäre die Nachwuchsförderung eher ein Hobby. Von einer Mitarbeiterin in einem Kirchenkreis hörte ich, dass sie Scheren und Stifte selbst bezahlt, weil sie nicht wegen jeder Kleinigkeit betteln will.
Warum hat nicht jeder Mitarbeiter in unserer Kirche selbstverständlich ein Budget? Bloß weil eine angemessene Büroausstattung kirchenrechtlich beschlossen ist, heißt das nicht, dass alle Mitarbeitenden bekommen, was sie für ihre Arbeit brauchen. Aber so manche Kirchenkreise greifen schon jetzt tief in die Tasche. Sie nehmen den Auftrag ernst, den uns der Evangelist Markus im 9. Kapitel ins Stammbuch geschrieben hat: Jesus stellte ein Kind in die Mitte, um zu zeigen, wer wichtig ist.
Steht die Förderung des Nachwuchses wirklich im Fokus? Wer gibt den Kindern und Jugendlichen Orientierung, wenn nach dem Abbruch der christlichen Sozialisation in den Familien der Abbruch in den Kirchengemeinden unübersehbar geworden ist? Studien belegen einen massiven Anstieg an psychologischem Behandlungsbedarf für die heranwachsende Generation. Spätfolgen der Coronareglementierung in der Schule, dem Alltag und in der Freizeit. Dass 38 Prozent der 18 bis 24-Jährigen in Thüringen die AfD gewählt haben, ist ein wichtiger Marker. Natürlich sind die nicht alle rechts. Und Nein, die sind nicht alle von ihren Eltern oder falschen Freunden beeinflusst. Und Nein, es sind nicht nur die sozialen Medien.
Vieles hat Anteil an der aktuellen Situation. Auch die Erfahrung junger Menschen: für ihre Sorgen hat niemand ein Ohr, dafür sind ständig Krisen ringsum. Die Rechten umwerben die verunsicherte Jugend auf "TikTok" permanent. Und wir als Kirche? Es existieren wunderbare Projekte. Im letzten Sommer das Evangelische Jugendfestival in Volkenroda. Wir hatten wunderbare Tage auf dem Klostergelände und großartiges Wetter. EC, CVJM und Pfadfinder waren dabei und natürlich die Evangelische Jugend aus den Kirchenkreisen, ein paar Gäste aus Nachbarkirchen und sogar aus Schweden. Insgesamt etwas über 500. Für die war es großartig. Aber die anderen, die nicht da waren? Wie erleben sie prägende christliche Gemeinschaft?

Chillen, streiten, beten

Unsere Angebote in der Evangelischen Jugend funktionieren über Beziehung. Dazu braucht es Menschen, die Beziehung aufbauen und pflegen. Seien es Haupt- oder Ehrenamtliche. Wenn aus jedem Kirchenkreis eine verantwortliche Person sagt: Hey, Ich fahre da hin, ich nehme gern Jugendliche mit, dann ist das ein in die Tat übersetztes „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht“ (Markus 10). Wir müssen Zugangsschwellen abbauen und Begegnung ermöglichen. Und dann kommt vielleicht eine und sagt: „Hey, guckt mal, die Kirche. Die tun richtig was für die Kinder und Jugendlichen.“

Autor:

Online-Redaktion

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