Buchbesprechung
Gottes Bilder
„Du sollst Dir kein Bild von Gott machen!“ So steht es zwar in der Bibel, aber das Bilderverbot im jungen Christentum hat sich nicht durchgesetzt.
Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter des Rates der EKD, führt den Leser in seinem Buch „Gottes Bilder“ durch eine Art Ausstellung in 12 „Sälen“, beginnend mit einem Jesus darstellenden Amulett aus Syrien oder Ägypten aus dem 2./3. Jahrhundert. Der mächtige Christus schützt vor Dämonen.
Fresken der Frührenaissance zeichnen die Legende von Franz von Assisi nach, dessen bewusstes Leben in Armut und Loslösung von allen sozialen Bindungen ein epochales Ereignis für das Christentum und seine Kunst darstellen. Florenz entwickelt sich zur Hauptstadt der Renaissance.
Große Gemälde der Hochrenaissance befinden sich im „7.Saal“. Wer kennt nicht die Namen Raphael (der „Mozart der christlichen Bildergeschichte“) oder Botticelli, der meistens Maria mit ihrem neugeborenen Kind darstellt.
Andachtsbilder in privaten Wohnhäusern, die bei Krankheit, Sterben oder oft todbringenden Geburten herangezogen werden, entwickeln sich zur Massenware.
Matthias Grünewald stellt im Isenheimer Altar die größte und erschreckendste Kreuzigung dar.
„Bilderstürmer“ in der Reformationszeit verhöhnen, beschmutzen, entweihen, beschädigen oder zerstören die Kunstwerke. Luther lässt viele Bilder an ihrem Platz, solange man ihnen keine religiöse Macht zuspricht. Er setzt sich dafür ein, dass sie ordentlich abgenommen, eingelagert, verkauft oder an ihre Stifter zurückgegeben werden.
In zwei weiteren „Sälen“ stehen Barock und Romantik im Mittelpunkt.
Claussen geht auch auf fromme Bilder und Monumente der Moderne ein, z.B. auf Cristo Redentor (Rio de Janeiro), Sacré-Coeur de Montmartre, die Stalingrad-Madonna (heute in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche) oder Marc Chagall mit seinen versöhnenden Kirchenfenstern ein.
Der Autor kann in seinem Überblicks-Buch nicht auf alle Formen, Gattungen, Motive und Themen eingehen, zumal er neben den Meistern auch auf Werke abseits dieser Großen hindeutet.
Beim Leser jedenfalls erweckt er durch seine Betrachtungen oft Staunen und hilft dabei, den Sinn der Bilder zu erschließen.
Autor:Berthold Schäffner |
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