Glocke St. Marien Zerbst-Ankuhn
Glockenkrone aus dem 3D-Drucker
Die Glocke der Kirche St. Marien im Zerbster Ortsteil Ankuhn kann nach umfassender Reparatur seit wenigen Tagen wieder geläutet werden. Sie wurde um 1250 gegossen und ist die älteste erhaltene Glocke der Stadt Zerbst. Nach der Zerstörung der romanischen Kirche St. Marien 1945 war sie in einen neu errichteten, frei stehenden Glockenstuhl im Westen des Gotteshauses gehängt worden.
Ende der 1970er Jahre musste dieser Glockenstuhl beim Abriss der Turmreste von St. Marien weichen. 1991 wurde ein neuer Glockenstuhl aufgestellt und 2017 der defekte Antrieb durch einen modernen Linearantrieb ersetzt.
Sachverständige wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der vorhandene Klöppel der Bronzeglocke nicht die richtige Größe hatte. Der Gemeindekirchenrat beschloss eine umfassenden Sanierung. Im Oktober 2020 wurde die Glocke demontiert und auf die Reise geschickt. In der Spezialfirma „Royal Eijsbouts“ im niederländischen Asten wurde die verlorengegangene Glockenkrone nach alten Fotos in einer Form aus dem 3D-Drucker neu gegossen und dann angeschweißt. „Dass die Firma historische Fotos der Glocke im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg entdeckt hat, wo alle Glocken inventarisiert wurden, die im Zweiten Weltkrieg dazu ausersehen waren, zu Kriegszwecken eingeschmolzen zu werden, das ist ganz außerordentlich“, sagt Pfarrer Kornelius Werner aus Hecklingen, Glockensachverständiger der Evangelischen Landeskirche Anhalts.
In der vergangenen Woche erfolgte die Montage der wiederhergestellten Glocke an einem neuen Joch aus Eichenholz mit dem passenden Klöppel. „Der neue Klöppel schlägt erst einseitig – aber dann schwingt sich die Glocke allmählich im neuen Joch ein und klingt hörbar schöner als zuvor“, sagt Pfarrer Albrecht Lindemann aus Zerbst zur Aufnahme vom ersten Läuteversuch. „Die Freude in der Gemeinde und auch bei den Anwohnerinnen und Anwohnern ist groß.“ Die Kosten von rund 12.000 Euro für die Restaurierung bringt die Kirchengemeinde aus Eigenmitteln und Spenden auf, unterstützt durch das Spendenverdopplungsprogramm der Evangelischen Landeskirche Anhalts.
Autor:Johannes Killyen |
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