Anhaltische Synode tagt digital
"Uns von Gott überraschen lassen"
Bei ihrer dritten digitalen Tagung in diesem Jahr hat die Landessynode der Evangelischen Landeskirche Anhalts am heutigen Freitag über Schwerpunkte in der kirchlichen Arbeit beraten. In einem Impuls warb Pfarrerin Juliane Kleemann von der "Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung" (midi) dafür, bei der Beschreibung der aktuellen Krise in der Kirche nicht in Schuldzuweisungen zu verharren. Vielmehr gelte es, die Krise auch als Teil des gesellschaftlichen Wandels zu betrachten, auf den reagiert werden müsse. "Wir sollten den Blick frei machen für die Zukunft und aufmerksam sein für das, was Gott mit uns vorhat. Kirche leidet mehr an fehlenden Träumen als an fehlenden Ressourcen." Die Beratungen des "Kirchenparlaments" fanden am späteren Freitagnachmittag nicht-öffentlich statt und werden am Samstag, 10. April, um 9 Uhr öffentlich fortgesetzt. Sie können im landeskirchlichen Youtubekanal "Anhalt evangelisch" live von der Öffentlichkeit verfolgt werden.
Kleemann sagte weiter in ihrem Vortrag, unterschiedliche Strukturen in den Gemeinden sollten nicht als Manko angesehen werden, sondern dazu anregen, im Austausch miteinander neue Wege zu gehen. "Wir brauchen mehr Experimentierfreude und Fehlerfreundlichkeit." Die Pfarrerin rief die Mitglieder der Gemeindekirchenräte in den Kirchengemeinden dazu auf, sich verstärkt auch geistlichen Aufgaben zu widmen. Sie sollten das theologische Reden nicht nur den Theologinnen und Theologen überlassen. "Abschließend sollten wir bereit sein, uns von Gott überraschen zu lassen, gerade auch in Bereichen, die sich unserer Verfügung entziehen." Die Synodalen diskutierten im Anschluss über eine Prioritätenliste kirchlicher Arbeitsbereiche, die Leitfaden für die finanzielle und personelle Ausgestaltung bestimmter Arbeitsbereiche sein soll. Dazu soll zum Abschluss des Tages ein Beschluss gefasst werden.
Andacht und Begrüßung
Die Tagung hatte mit einer Andacht von Pfarrer Ronald Höpner aus Quellendorf begonnen. In seiner Begrüßung sagte der Präses der Landessynode, Christian Preissner, in der Corona-Pandemie sei die krisenhafte Situation in der Kirche unter anderem mit zurückgehenden Mitgliederzahlen und zu wenigen jungen Mitgliedern auf neue Weise zutage getreten. "Doch Krisen können auch heilende Wirkung haben und setzen Kräfte frei. Krise bedeutet auch, sich zu entscheiden und nicht auf der Stelle stehen zu bleiben. Nicht die Furcht vor einem Versagen darf Leitlinie für Handeln sein. Gefragt ist Gottvertrauen", betonte Preissner.
Ein wesentlicher Punkt der Synodaltagung ist die Wahl von zwei Mitgliedern des Landeskirchenrates. Vom Wahlausschuss der Synode vorgeschlagen wurde Kirchenrechtsrätin Franziska Bönsch für die Stelle einer Juristin im Landeskirchenrat. Pfarrer Matthias Kopischke wurde als Kandidat für die Stelle eines theologischen Mitglieds im Landeskirchenrat nominiert. Beide stellten sich am Freitag in einem Kurzvortrag vor und beantworteten Fragen der Synodalen. Die Wahlhandlung beginnt am morgigen Samstag um 9.15 Uhr und wird über ein digitales Abstimmungstool umgesetzt.
Projekt "Jüdisches Leben in Anhalt"
Bei der Synodaltagung stellte Pfarrer i.R. Dietrich Bungeroth das landeskirchliche Buchprojekt "Jüdisches Leben in Anhalt" vor, das 2020 erschienen ist. Es bietet einen Überblick über historische Orte jüdischen Lebens in Anhalt und ihren aktuellen Zustand. Bungeroth wies darauf hin, dass ein Dutzend historische jüdische Gedenkorte in Anhalt nicht als solche mit einem Schild gekennzeichnet seien. "Niemand kann sie heute noch erkennen." Der ehemalige Dessauer Pfarrer regte in diesem Zusammenhang an, die Gottesdienstkollekte am so genannten "Israelsonntag", das ist der 8. August, diesem Anliegen zu widmen. Darüber wird der Kollektenausschuss der Landeskirche entscheiden. Das Vorhaben könnte in Kooperation mit jüdischen Partnerinnen und Partnern sowie den zuständigen Kommunen umgesetzt werden. Es ist geplant, die Bücher „Jüdisches Leben in Anhalt“ als Unterrichtsmaterialien an Schulen auszugeben.
Autor:Johannes Killyen |
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