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Probleme bei Struktur, Personal und Finanzen
Dessauer Suppenküche muss schließen

Marlies Hartmann, Leiterin der Dessauer Suppenküche. Foto: Killyen
  • Marlies Hartmann, Leiterin der Dessauer Suppenküche. Foto: Killyen
  • hochgeladen von Johannes Killyen

Nach 25-jährigem Bestehen schließt zum Jahresende die Dessauer Suppenküche in der Steneschen Straße. Hintergrund sind strukturelle Probleme, Personalknappheit und Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Arbeit. Die Suppenküche wurde 1995 gegründet und zog 1998 an ihren heutigen Standort, in Nebenräume der kleinen Jakobuskirche in der südlichen Innenstadt. Diese gehören der Evangelischen Stadtgemeinde an der Mulde. Getragen wird die Anlaufstelle für bedürftige Menschen seit ihrer Gründung vom Verein Evangelische Stadtmission Dessau, der 1918 ins Leben gerufen wurde. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung am 19. November wurde nun die Auflösung des Vereins beschlossen. Damit kann auch die Arbeit der Suppenküche, die täglich Mahlzeiten an rund 20 bis 25 bedürftige Menschen ausgibt, im neuen Jahr 2020 nicht weitergeführt werden.

Die Dessauer Kreisoberpfarrerin Annegret Friedrich-Berenbruch, die Mitglied im Vorstand der Stadtmission ist, sagt dazu: „Wir bedauern sehr, dass diese Arbeit, die immer Teil unseres kirchlichen und diakonischen Selbstverständnisses war, nicht weitergeführt werden kann.“ Die Rahmenbedingungen für die Suppenküche seien jedoch von Anfang an schwierig gewesen: „Sie ist die einzige Einrichtung des Vereins Stadtmission, während in anderen Städten die Stadtmissionen viele weitere Aufgaben, mehr Personal und auch größere finanzielle Spielräume haben.“ Unter den derzeitigen Bedingungen sei es nicht möglich, die Arbeit fortzuführen.

Finanziell wird die Arbeit der Suppenküche von der Stadt Dessau-Roßlau jährlich mit 6.000 Euro unterstützt. Hinzu kommen Mittel aus dem Diakonie-Fonds der Evangelischen Landeskirche Anhalts sowie Spenden und Kollekten aus den Dessauer Kirchengemeinden, außerdem Patenschaften und weitere Spenden. Dies sei jedoch auf Dauer nicht ausreichend, so Friedrich-Berenbruch. Sie sei dankbar für die Hilfe, die die Suppenküche so lange geleistet habe. „Insbesondere Geschäftsführerin Marlies Hartmann hat mit hohem persönlichen Engagement ganz entscheidend dazu beigetragen. Sie hat die Suppenküche durch manch schwierige Zeit geleitet.“ Hartmann hat die Geschäftsführung seit 1998 inne und geht Anfang 2021 in Ruhestand. „Die Zeit bis dahin brauchen wir, um die Auflösung des Vereins angemessen begleiten zu können.“

Marlies Hartmann beschreibt weitere Schwierigkeiten, mit denen die Suppenküche zu kämpfen hat: Es fehle an Helferinnen und Helfern. „Uns stehen neben Freiwilligen für die ständige Arbeit lediglich 1-Euro-Jobber zur Verfügung, die oft nur kurz bei uns bleiben und die einzuarbeiten zum Teil sehr schwierig ist. Früher gab es auch längere Beschäftigungsmaßnahmen.“ Schließlich liege das Durchschnittsalter im verantwortlichen Vorstand der Stadtmission inzwischen bei knapp 70 Jahren. „Da fehlt irgendwann einfach die Kraft für so eine große Aufgabe.“

Zur Essensversorgung bedürftiger Menschen gibt es in Dessau weiterhin die Bahnhofsmission in Trägerschaft des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Dessau sowie die Dessauer Tafel. „Sollte die Stadt Dessau-Roßlau die Einrichtung einer neuen Suppenküche oder einer ähnlichen Einrichtung anstreben, so werden wir dies im Rahmen unserer Möglichkeiten sicher unterstützen“, sagt Kreisoberpfarrerin Friedrich-Berenbruch.

Autor:

Johannes Killyen

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