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Nach 2017: Zwischen Kraftakt und Aha-Effekt
Türen sind jetzt offener

Von Angela Stoye

Die Schilder stehen noch am Ortseingang: Sie erinnern an die Tatsache, dass auch Bernburg im Zuge des 500. Jubiläums von Martin Luthers Thesenanschlag zur Reformationsstadt Europas ernannt wurde. Etwas mehr als ein Jahr ist es jetzt her, dass Bernburg die einzige Stadt in Anhalt und die letzte Station vor Wittenberg war, die als Gastgeberin für den Europäischen Stationenweg fungierte.
Ein »Kraftakt« sei es gewesen, blickt Pfarrer Karl-Heinz Schmidt auf die Zeit der Vorbereitung und den Aufenthalt des Trucks am 18. Mai 2017 zurück. Bei der Vorbereitung habe man mit dem Motto »Salz der Erde« stark auf die inhaltliche Bedeutung der Reformation für die Gesellschaft heute gesetzt, so Schmidt. Und das habe für etliche Leute in der Stadt ein Aha-Erlebnis bedeutet. Auch die Erforschung der Reformationsgeschichte Anhalts habe sich enorm entwickelt. Rückblickend schätzt Schmidt, der bis Juni 2017 Kreisoberpfarrer war, die intensive Zusammenarbeit mit vielen Akteuren: Stadt, Schulen, Firmen. Aber für die nicht-kirchliche Öffentlichkeit sei die Jubiläumsfeier vorbei; hängen geblieben sei eher nichts.
Was dennoch geblieben ist von den Feiern und vom Reformationssommer? Schon bei der Herbstsynode 2017 stellte Andreas Janßen, Beauftragter Anhalts für das Reformationsjubiläum, dazu folgende Überlegungen an: »Was wirklich bleiben wird, hängt von uns ab. Es gibt zwei Möglichkeiten. Erstens: Wir betrachten ihn mit allen Höhen und Tiefen als erledigt, beräumen die letzten Reste, zahlen die offenen Rechnungen und legen das Ganze ad acta. Oder zweitens: Wir nehmen uns die Zeit, separieren das Mutmachende und Gelungene und stellen uns der Kritik.« Der Reformationssommer habe gezeigt, dass Menschen, dem anhaltischen Slogan entsprechend, »ideenreich und bärenstark« sein können. Auch wenn manches nicht einfach gewesen sei, habe die anhaltische Grundchemie immer gestimmt, »wofür wir sehr dankbar sein dürfen«.
Jetzt, ein Jahr nach dem festlichen Höhepunkt vom 25. bis 28. Mai 2017 mit den Kirchentagen auf dem Weg und dem großen Abschlussgottesdienst in Wittenberg, bleibt seine Einschätzung weiterhin positiv. Zwar habe es schon vorher gute Kontakte zu Akteuren in der Stadt gegeben, etwa zum Anhaltischen Theater. Aber durch den Kirchentag sei noch mal etwas ins Rollen gekommen.
Ihm imponiert, dass die Dessauer heute noch gut von diesen drei Tagen sprechen: vom Anhalt-Mahl, das manche gerne wiederholen möchten, von den schönen Konzerten oder der freundlichen Atmosphäre in der Stadt. »Die Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert und die Türen sind jetzt offener«, schätzt Janßen ein. Für die Kirchengemeinden sei wichtig zu wissen, was sie schaffen und stemmen können, und dass sie sich in Erinnerung daran auch neuen Aufgaben – wie etwa Umbau innerhalb der Landeskirche zum Anhaltischen Verbundsystem – stellen werden. »Das hat nichts mit Euphorie zu tun«, sagt er, »aber ich glaube an die Nachhaltigkeit des Kirchentages.«

Autor:

Online-Redaktion

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