Auftanken für die Seele
45 Autobahnkirchen laden deutschlandweit Reisende zu Gebet und Besinnung ein. Auf dem neuen A4-Parkplatz bei Kraftsdorf soll ein solcher Ruheort entstehen.
Von Wolfgang Hesse
Mit der »Kapelle am Tümmelsberg« geht für Siegwart Sachse ein jahrzehntelanger Wunsch in Erfüllung. Der 79-Jährige stammt aus Kraftsdorf und hat Zimmermann gelernt. Seine Liebe zum Holzland und zum Sägewerk seines Vaters begleitet ihn schon von Kind auf. Der Familienbetrieb existiert heute 110 Jahre und wird von einem Neffen Sachses weitergeführt.
Schon in den 1990er-Jahren sollte seine Idee für eine Kapelle Wirklichkeit werden. Mit Hilfe des damaligen Pfarrers Eberhard Grüneberg und vielen freiwilligen Unterstützern nahm der Plan, eine Kirche auf dem Tümmelsberg zu bauen, Gestalt an. Bereits ab dem Jahre 1999 markierte ein gelbes Holzkreuz an der Autobahn A4 weithin sichtbar diesen besonderen Ort. Allein durch Spenden, privat und von Gewerbetreibenden finanziert, konnte die Kapelle errichtet und im Jahre 2001 auf dem Tümmelsberg eingeweiht werden.
Leider stand dieses Gotteshaus unter keinem guten Stern. Gegner der Kapelle erreichten schließlich, dass die kleine Kirche abgebaut werden musste. In Zusammenarbeit mit dem Christlichen Jugenddorf (CJD) in Gera konnte im Jahre 2004 die »Kapelle zum guten Hirten« eine neue Heimat auf dem Gelände in Gera-Leumnitz finden.
Siegwart Sachse hat trotz dieser damaligen Schwierigkeiten seinen Traum von einer Kapelle nicht aufgegeben. Als die Parkplatzplanungen am Tümmelsberg konkret wurden, sah er gute Chancen für einen Neubeginn. Gemeinsam mit sechs Mitstreitern gründete Siegwart Sachse Anfang 2018 den Kirchbauverein »Tümmelsberg und Umgebung«. Ziel ist es, alle Grundlagen zum Bau einer Autobahnkapelle auf dem Parkgelände »Am Tümmelsberg« zu legen, die Finanzierung sicher zu stellen, Sponsoren zu suchen und den Bau des kleinen Gotteshauses in die Wege zu leiten. »Offene Ohren fand ich bei der Gemeinde Oberndorf und beim Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates Andreas Jung. Die Kirchengemeinde wäre bereit, die Kapelle zu verwalten«, sagt Siegwart Sachse.
Der Kirchbauverein solle für die Erhaltung der kleinen Kirche verantwortlich sein, wünscht sich der Vereinsvorsitzende. Ein Vorgespräch mit Finanzdezernent Oberkirchenrat Stefan Große von der Landeskirche in Erfurt verlief laut Siegwart Sachse sehr wohlwollend. Das Gespräch bezog sich auf Pläne aus dem Jahre 2003, als die Landeskirche im Zuge eines Architektenwettbewerbes eine Autobahnkapelle mit dem Rastplatzbetreiber DEGES bereits abgestimmt hatte. Die Verfügbarkeit der damals bereitgestellten Mittel werde derzeit noch geprüft. Laut Siegwart Sachse sollte die Autobahnkapelle das Aussehen des früheren Bauwerkes haben, da mit Fachwerk und viel Holz am besten dem Charakter des Holzlandes Rechnung getragen werde. Alle Unterlagen und Baupläne von damals lägen noch vor.
Baldigst, so Sachse, müsse in einem Gespräch mit dem Parkplatzbetreiber DEGES der Standort der Kapelle fixiert und in die Planungen eingebunden werden. Siegwart Sachse hofft hierbei auf eine Unterstützung der CDU- Abgeordneten Wolfgang Fiedler und Volkmar Vogel, mit denen über das Thema gesprochen wurde. Die Glocke für das Gotteshaus, so hofft Sachse, könne von der Landeskirche aus Erfurt kommen. Vertreter der Neuapostolischen Kirche in Hermsdorf haben dem Kirchbauverein eine Orgel und Kirchenbänke angeboten. »Alle Malerarbeiten an der Kapelle könnten kostenfrei durch das CJD realisiert werden«, bestätigt Siegwart Sachse. Die Freude, jetzt bald am Ziel zu sein, ist Siegwart Sachse anzusehen. Bis es jedoch endgültig grünes Licht für den Bau des Gotteshauses gibt, werden die Initiatoren, die Gemeinden und alle Unterstützer sicher noch das eine oder andere Gebet sprechen müssen.
Die Akademie der Versicherer im Raum der Kirchen engagiert sich in verschiedenen Arbeitsfeldern im Schnittpunkt von Kirche und Gesellschaft. Vom 19. bis 20. März lädt sie zur Konferenz der Autobahnkirchen nach Braunsbach.
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