Liebe zu Orgeln und Glocken
Nachwuchs: Niclas Häusler will Kirchenmusiker werden
Von Jürgen Glocke
Kantor – auf diesen Berufswunsch hat sich der 18-jährige Niclas Häusler aus Christes im Pfarramt Viernau (Kirchenkreis Henneberger Land) festgelegt. Und er setzt alles daran, die Bahnen dafür zu ebnen. Nach dem Abitur, das er im Juni ablegen wird, will er ein Kirchenmusik-Studium in Halle beginnen. Mindestens fünf Jahre wird das dauern. Sollte er nach dem Bachelor auch noch den Master anstreben, kämen weitere zwei Jahre hinzu.
»Man wird schneller Arzt als Kantor«, verdeutlicht Niclas das Studienpensum. Das will er gern auf sich nehmen, wenn es ihn seinem großen Ziel, Orgelsachverständiger zu werden, näher bringt.
Wie kommt ein Jugendlicher auf einen so ausgefallen Berufswunsch?, mag sich mancher fragen. Warum will er nicht IT-Spezialist werden oder Jurist, Banker, Publizist, allesamt Berufe, die zu den begehrtesten im Lande zählen? Nein, Niclas’ Berufswunsch steht seit langem fest.
Seit mehr als vier Jahren nimmt er Orgelunterricht bei Andreas Konrad, dem Kantor der Stadtkirche in Schmalkalden. Geübt wird fast täglich. Wenn er aus der Schule kommt, setzt er sich in der Kirche an die Orgel und spielt, an manchen Tagen drei bis vier Stunden. Er vergisst dann alles um sich herum und erschrickt, wenn jemand die Tür öffnet.
Seit einem Dreivierteljahr spielt er zu Gottesdiensten in Christes. Nicht jede Woche, aber immer dann, wenn es ihm seine Zeit erlaubt. Die ist derzeit knapp bemessen, die Vorbereitungen auf das Abitur haben Vorrang.
Auch fordert eine zweite Leidenschaft des Gymnasiasten einen Zeit-Tribut: das Erstellen von Ton- und Videoaufnahmen von Kirchenglocken. Vor neun Jahren wurden aufwendige Sanierungsarbeiten an der Kirche in Christes durchgeführt. Unter anderem wurden die alten Stahlglocken vom Turm geholt und durch neue aus Bronze ersetzt. Der seinerzeit neunjährige Niclas, vis à vis der Kirche wohnend, beobachtete das Geschehen mit großem Interesse. Magisch davon angezogen, fuhr er mit nach Lauchhammer, um in der dortigen Glockengießerei bei der Fertigung der neuen Glocken für das Kirchlein in seinem Heimatort dabei zu sein.
Einmal ausgebaut, werde man die alten Glocken nie mehr hören können. Wie schade, befand Niclas und fragte sich, ob man deren Klang nicht bewahren, gewissermaßen konservieren könnte. Rund 250 Glockenaufnahmen zählt sein Ton- und Video-Archiv inzwischen. Zuletzt fertigte er Aufnahmen in der katholischen Kirche von Dermbach (Rhön) an, die Ostern ein neues Geläut erhalten hat.
Niclas’ Faible für Glocken zeigte sich auch, als im letzten Sommer ein Blitz-
einschlag die Elektrik in der Christeser Basilika lahmgelegt hatte. Er montierte ein Seil an der Glocke, die für den 12 Uhr- und den 18 Uhr-Schlag zuständig ist und läutete selbst wie in alten Zeiten – bis nach vier Wochen die Schäden an der Steuerung behoben waren.
Autor:Online-Redaktion |
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