So war das Reformationsjahr am Südpol
Eisfeld zeigte mit buntem Jahresprogramm, wie facettenreich die Kirche vor Ort ist
Von Barbara Axthelm
Als den »reformatorischen Südpol Thüringens«, betitelte Thüringens Ministerpräsident Ramelow jüngst Eisfeld. Und genau dort wurde ein bemerkenswert lebendiges Reformationsjahr gefeiert – vielseitig, freudig vorbereitet und auch mal ganz spontan. Da wurde eingeladen zu Vorträgen über die »anderen Reformatoren«, »Luther und die Fürsten«, oder zu einem kleinen Cello-Solo-Konzert in der Abendsonne zwischen Kirchenportal und Pfarrhaus. Die Performance »Luther wider die Machtanmaßung des Geldes« haben wir als musikalisch rhetorisches Extra erlebt. Alle diese Veranstaltungen waren eine stets bereichernde Mixtur zwischen Wortinformation, Musik, Diskussion und Beieinander sein. Martin Luther hätte sich gefreut.
Im Eisfelder Museum gab es die interessante Ausstellung: »Luther allerorten, und wo bleibt Justus Jonas?« (G+H berichtete) Die Frau an Luthers Seite, Katharina von Bora, wurde den Zuschauern durch einen launigen Theaterabend, den Laienkünstler der Kirchgemeinde und der Stadt gemeinsam vorbereitet hatten, vertraut gemacht.
Auch die Kleinsten spielten eine große Rolle in diesem Jubeljahr: »Ein ganzer Kirchplatz voller Kinder« aus zwei Kindergärten und dem Hort fand heraus, wie Kinder zu Luthers Zeiten spielten. Und sie erforschten mit Hilfe des Pfarrers, was Kirchenraum, Taufstein, Altar und Orgel bedeuten. Das Anliegen war: Berührungsängste abbauen! Viele dieser Kinder waren vorher noch nie in einer Kirche. Mittendrin die Kinder der syrischen Flüchtlingsfamile, die in unserem Pfarrhaus leben.
»Essen wie bei Luther« – das taten Neugierige an einer 30 Meter langen Tafel auf dem Kirchplatz. Sie wurden nicht enttäuscht, denn der Reformator war bekanntlich kein Kostverächter. Und wie bei ihm üblich, ging den kulinarischen Freuden das Tischgebet
voraus, samt »Vater unser …«. Bei Gebackenem, Gekochtem und Gebratenem nach mittelalterlicher Gewohnheit, bei Lutherbier, Wasser und Wein, bei Gesang und Tischreden aus des Reformators Fundus war das ein unvergesslicher Abend für Leib und Seele.
Vorausgegangen war all diesen Festen die zehnjährige harte Arbeit am Restaurierungsprojekt »Kirche Eisfeld 2017«. Dessen Ziel war es, Fassaden und Fenster, schadhaftes Gebälk und Turmbekrönung der ehrwürdigen Dreifaltigkeits-Kirche funktionstüchtig wieder herzustellen.
Die Kirche stand also in Eisfeld während der gesamten Reformationsdekade im Mittelpunkt aller unserer Gedanken, Gebete und Vorhaben. Das Zieljahr 2017 – in dem Projektnamen enthalten –
war ein Versprechen an Justus Jonas, »unseren« Reformator. Die Gemeinde ehrt ihn, den Freund und Begleiter Luthers, für seine Lebensleistung. Er war von 1553–1555 als Superintendent in Eisfeld tätig und ist auf dem Friedhof begraben.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.