Wenn sich der Pfarrer einen Traum erfüllt
Die Berlinerin Sarah Kaiser singt mit drei Köthener Chören in der Jakobsgemeinde beim Konzert zum Reformationsjahr
Von Sylke Hermann
Dass Pfarrer Horst Leischner ein Fan von Sarah Kaiser ist, bleibt nicht lange verborgen. »Ich finde sie großartig«, schwärmt er. Und dass die in Berlin geborene Sängerin nun sogar in seiner Kirche, in St. Jakob zu Köthen, auftreten wird – einen größeren Wunsch hätte man ihm kaum erfüllen können. Obwohl: Der Pfarrer selbst ist es schließlich gewesen, der den Auftritt am 28. April in der Bachstadt initiiert hat.
Angela Groß, die Leiterin des Chores am Köthener Ludwigsgymnasium, erinnert sich noch gut daran, wie der Pfarrer auf sie zugekommen war: beim Adventskonzert in der Baasdorfer Kirche, die erst seit Herbst vergangenen Jahres nach vielen Jahren der mühevollen Sanierung wieder in vollem Umfange nutzbar und schöner denn je ist. Im Dezember 2016 also sprach Leischner die Chorleiterin an. »Er habe da etwas im Hinterkopf«, erinnert sie sich noch an seine Worte; ein Konzert mit Sarah Kaiser und verschiedenen Chören. Zum Thema Reformation. »Er wollte wissen«, sagt Angela Groß, »ob ich mir das vorstellen könnte.« Mit ihrem Ja war der Grundstein gelegt. Auch David Lein, der mit dem Chor der Freien Schule Anhalt probt, versicherte, interessiert zu sein. Tim Gerngroß und der Jugendchor der Jakobsgemeinde natürlich auch. Fehlte nur noch das Management von Sarah Kaiser. Das musste Horst Leischner erst für Köthen begeistern. Was ihm gelingen sollte …
Der Kartenvorverkauf für das Konzert läuft. Und die Sängerin freut sich mindestens genauso wie die Chöre, die den Auftritt mit zwei eigenen Liedern und darüber hinaus im Refrain
zweier Sarah-Kaiser-Songs unterstützen werden. Die Künstlerin präsentiert in Köthen zumeist Lieder aus ihrer aktuellen CD, die den Titel »Freiheit – Auf den Spuren Martin Luthers« trägt. Auf die Frage, was sie animierte, im Jubiläumsjahr der Reformation eine solche Platte herauszubringen, erklärte sie: »Ich bin Christ und bekomme natürlich mit, dass wir 500 Jahre Reformation feiern. Ich wollte mehr darüber wissen und habe mich auf Spurensuche begeben: Was heißt Reformation eigentlich – damals und heute?« Für Sarah Kaiser steht seit ihrer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema fest, dass Reformation eben »nicht nur in Kirchenmauern« stattfindet. »Das ist ein spannendes Feld, dem man sich musikalisch nähern kann; ich hatte einfach Lust darauf.«
Sie ist gespannt auf das Köthener Konzert mit mehr als 50 Laienkünstlern aus drei verschiedenen Chören. Dass sich alle Sänger zu einer Gruppe zusammenfinden, sei die große Herausforderung. Doch spätestens seit dem mehrstündigen Workshop Anfang März in Köthen ist sie zuversichtlich, dass dies gelingen werde.
Das geht den Chorleitern nicht anders. »Wir singen geistliche Lieder auf Deutsch und damit etwas, dass wir sonst nicht in unserem Repertoire haben«, schildert Angela Groß und gesteht, dass das für ihre Schüler auch durchaus ungewohnt sei. Aber eben nur ungewohnt. Und nicht viel anders als klassische Gospel oder Spirituals. »Es machte sehr viel Spaß, mit ihr zu arbeiten«, ergänzt David Lein von der Freien Schule Anhalt; es sei eine große Bereicherung, ein solches Konzert begleiten zu dürfen.
»Diese Frau hat unheimlich Power«, weiß Angela Groß spätestens seit dem Probenworkshop und schwärmt mittlerweile mindestens genauso wie Pfarrer Leischner von Sarah Kaiser: »Was sie aus meinen Männerstimmen herausgeholt hat …« Das Publikum darf gespannt sein, wie die Berliner Künstlerin gemeinsam mit den Köthener Chören Reformation musikalisch interpretiert.
Autor:Online-Redaktion |
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