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Trauer in Magdeburg
Ehemaliger Konsistorialpräsident Kramer heimgegangen

Martin Kramer | Foto: Archiv

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) trauert um Martin Kramer. Der ehemalige Konsistorialpräsident der Kirchenprovinz Sachsen – einer der beiden Vorgängerkirchen der 2009 entstandenen Landeskirche – ist am Neujahrstag in Magdeburg verstorben.
Der Theologe hat von 1980 bis 1990 die kirchliche Verwaltung der Kirchenprovinz geleitet. An der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt war der Theologe zwischen 1997 und 2000 Vorsitzender des Vorstandes und von 1998 bis 2000 deren Direktor. Auch in der Lokalpolitik war Kramer aktiv. Über viele Jahre hinweg habe er für die FDP im Magdeburger Stadtrat gesessen.
Martin Kramer wurde den Angaben zufolge am 16. Februar 1933 in Berlin-Mahlsdorf geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er in Berlin und Wernigerode. Nach einer Kaufmannslehre studierte er evangelische Theologie in Halle. In Magdeburg war er Pfarrer in der Markus-Gemeinde, der Gemeinde St. Gertraud, der Paulus-Gemeinde und in der St. Gertrauden-Gemeinde. Außerdem arbeitete er als persönlicher Referent des Bischofs, als Studentenpfarrer und als Parlamentarier der Synode der Kirchenprovinz. (epd)
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Ein Nachruf von Thomas Begrich

Wer Martin Kramer nicht kannte, hat etwas versäumt. Ich lernte ihn kennen, als ich wegen eines persönlichen Anliegens um einen Termin bei dem Konsistorialpräsidenten Kramer nachsuchte und diesen fast sofort – obwohl er doch nie Zeit hatte – bekam. So stand ich schon bald in seinem Büro, das den Hauch von Zigarren atmete und ganz angefüllt war mit Stapeln von Akten – und: Zeitungen!
Es war seine Leidenschaft, das „Neue Deutschland“, Zentralorgan der SED, nicht nur zu lesen, sondern auch über Jahrzehnte akribisch aufzubewahren. Niemand las dieses Blatt genauer und verstand so, was zwischen den Zeilen wirklich zu lesen war!
Freundlich wurde der Besucher von einem absolut korrekt gekleideten Herrn empfangen. Damals recht selten: Wenige gingen in der DDR tagtäglich in Schlips und Kragen. Selbst viele Pfarrer waren meist sehr salopp gekleidet. Der Pfarrer Kramer aber nicht.
Ein Pfarrer, der Konsistorialpräsident war? Leitender Jurist (!) der Kirche? Damit er 1980 gewählt werden konnte, hatte man kurzerhand die Grundordnung geändert. Das konnte nun werden, wer über „ausreichende juristische Kenntnisse“ verfügte.
Martin Kramer, 1933 in Berlin geboren, in Wernigerode zum Industriekaufmann ausgebildet, war ein ordinierter Pfarrer. Juristische Kenntnisse hatte er durchaus, aber was damals wichtiger war: Er war ein Mann mit Gestaltungskraft und Standhaftigkeit, von großer Klarheit und einer starken – wenn auch für Außenstehende zuweilen etwas steif wirkenden – Ausstrahlungskraft. Dabei war er hochgebildet, strukturiert, verlässlich und zugleich sensibel. Also bestens geeignet für ein solches Amt.
Er übte diese Funktion berufungsgemäß bis 1990 aus, lehnte eine weitere Amtszeit ab und war noch einmal für fünf Jahre bis zum Eintritt in den Ruhestand Pfarrer in Magdeburg. Er engagierte sich in vielen kirchlichen und nichtkirchlichen Ehrenämtern, war lange Jahre im Vorstand des Kreisverbandes der FDP und wirkte u. a. an der wichtigen EKD-Denkschrift „Gemeinwohl und Eigennutz“ mit.
Martin Kramer war so stets seinem Auftrag – dem Auftrag der Kirche – treu.
Der Tod seiner geliebten Frau, Ende 2020, traf ihn schwer, zumal er coronabedingt selbst in einer kirchlichen Einrichtung nicht Abschied von ihr nehmen durfte. So folgte er ihr nun am Neujahrstag 2022 – gewiss in dem Bewusstsein, dass auch dies ein Heimgehen ist

Der Autor war von 1990 bis 2003 Finanzdezernent der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen.

Autor:

Willi Wild

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