Ex-Stiftungsmitarbeiter steht vor dem Landgericht
Kinderschutzverfahren eingeleitet
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Nachdem einem 37-jährigen Erzieher aus dem Harzkreis vor dem Magdeburger Landgericht von der Staatsanwaltschaft Sexualstraftaten zum Nachteil von Schutzbefohlenen zwischen Sommer 2019 und Mai 2020 in Gernrode vorgeworfen werden, hat sich die Stiftung Evangelische Jugendhilfe Bernburg zu Wort gemeldet. Sie ist Träger der Einrichtung, in der der Angeklagte als Bezugsbetreuer tätig war.
Von Uwe Kraus
Als Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung stehe man in der Verantwortung, und es sei Auftrag und Pflicht, die Anvertrauten vor psychischen und physischen Übergriffen zu beschützen. „Es ist uns als Vorstand der Stiftung ein Bedürfnis, dass die bei uns beschäftigen Menschen diese Haltung teilen. Die Schutzbefohlenen sind bei uns zu Hause. Wir wollen ihnen eine vorübergehende Heimat sein und sie unbeschadet in das Leben entlassen.“ Wer die Aufsichtspflicht verletzt, in Verdacht gerät, übergriffig einem Kind gegenüber zu sein, oder ihm anderweitig Schaden zufügt, bei dem „reagieren wir mit sofortiger Beurlaubung. Immer. Zum Schutze aller Beteiligten“, findet der Stiftungsvorstand klare Worte.
Während der sofortigen Beurlaubung des unter Verdacht Stehenden nutzte die Stiftung die Zeit, alle Perspektiven gemäß des vorliegenden Kinderschutzleitfadens zu ergründen. „Daher wurde nach Bekanntwerden des Vorfalls umgehend unter Einbindung einer spezialisierten Kinderschutzfachkraft das Kinderschutzverfahren sowie weitere notwendige Maßnahmen eingeleitet. Zudem wurde für betroffene Personen eine externe therapeutische Begleitung sichergestellt.“
Der Angeklagte soll zu einer damals erst 14, später 15 Jahre alten weiblichen Jugendlichen, die zudem geistige Defizite aufwies, sexuelle Kontakte unterhalten haben. Juristen verweisen darauf, dass bis zum Ende des Prozesses die Unschuldsvermutung gilt.
Der betroffene Mitarbeitende wurde unmittelbar freigestellt und das Arbeitsverhältnis in der Folge aufgelöst. Im Ermittlungsverfahren hatte die junge Frau ausgesagt, sich immer wieder gegen die sexuellen Handlungen gewehrt und den gebürtigen Quedlinburger aus dem Zimmer gewiesen zu haben. Der Erzieher schwieg bisher. In der Verhandlung der 2. Strafkammer des Landgerichts schloss das Gericht kurz nach Beginn der Verhandlung die Öffentlichkeit aus. Das Gerichtsverfassungsgesetz geht davon aus, dass Verfahren wie wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung oder wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen nicht öffentlich sind.
Der Vorstand der Stiftung Evangelische Jugendhilfe Bernburg unterstreicht, es sei in seinem Sinne, dass Opfern sexueller Gewalt Glauben geschenkt und ihre Stimme gehört werde. „Jede Kinder- und spätere Erwachsenenseele, die psychische oder physische Übergriffe erleiden musste, ist eine zu viel. Unser Mitgefühl gehört all jenen, deren Schutzauftrag missachtet wurde.“
Autor:Uwe Kraus |
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