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Der Dom wird zum Friedenszentrum

Kirchentag auf dem Weg: 95 Friedensthesen an Gebäuden in der Innenstadt

Von Giselher Quast

Magdeburg war infolge der Reformation als »Unsers Herrgotts Kanzlei« eine streitbare Stadt und wurde im Dreißigjährigen Krieg von der katholischen Liga bis auf den Dom vollständig zerstört, ebenso wie noch einmal weitgehend das Stadtzentrum 1945. Das Zentrum Frieden beim Kirchentag auf dem Weg knüpft an die langjährige Tradition der Friedensgebete am Barlach-Mahnmal, an die Montagsgebete im Dom, an die Friedensdekaden, die Mahnwachen und das Friedensgeläut gegen rechte Aufmärsche und fremdenfeindliche Kundgebungen auf dem Domplatz an.
Auf den Hauptstraßen der Innenstadt und an öffentlichen Gebäuden und Institutionen werden 95 Thesen auf großformatigen Flaggen auf das Friedenszentrum hinweisen – nicht die lutherischen Thesen von 1517, sondern 95 markante Friedensthesen, die nach dem Kirchentag auch von Interessenten erworben werden können.
Zum Programm gehören die Ausstellungen im Dom über Kriegerdenkmäler in Mitteldeutschland im Wandel der Zeit, die NS-Geschichte der Matthäuskirche und über syrische Flüchtlinge. Bibelarbeiten im Rahmen des Friedenszentrums halten am Freitag Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) im Dom und Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter im Rathaus, am Sonnabend zur gleichen Zeit der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, im Rathaus und Bischof Jochen Cornelius-Bundschuh mit seiner Frau im Dom.
Reformationsbotschafterin Margot Käßmann spricht am Freitag im Dom über ihren berühmten Satz »Nichts ist gut in Afghanistan«, ein Vertreter des englischen Partnerdoms über »Die Aufarbeitung des Ersten Weltkriegs in der Kathedrale Worcester«. Am Sonnabendnachmittag gibt es im Dom ein Gespräch mit Vertretern der kriegszerstörten Städte Magdeburg, Dresden, Sarajevo und Nagasaki. Besondere Gottesdienste sind das Interreligiöse Gebet mit Christen, Juden und Moslems am Himmelfahrtsabend um 22 Uhr im Kloster Unser Lieben Frauen, die täglichen Friedensgebete im Dom am 26. und 27. Mai am Mahnmal des Krieges von Ernst Barlach, ein politisches Nachtgebet mit Domprediger Jörg Uhle-Wettler, sowie ein Bußgottesdienst zur Schuld der Kirche mit den Pfarrerinnen Renate Höppner und Eva Hadem, der am Sonnabend zu sieben »Schandmalen« im Dom führen wird.
Ein besonderes Anliegen des Friedenszentrums ist das Treffen von Friedensvertretern aus ganz Deutschland, die im Ökumenischen Domgymnasium ein Friedensmanifest erarbeiten, das zum Abschlußgottesdienst in Wittenberg übermittelt werden soll.
Neben den thematischen Angeboten gibt es Aktionen vor den Domtürmen, Führungen und Workshops auf dem Domgelände. Der Journalist Franz Alt hat einmal gesagt: »Wenn du Frieden willst, bereite den Frieden vor; wer Krieg vorbereitet, wird Krieg bekommen« (Friedensthese 25). Das Zentrum Frieden um den Magdeburger Dom will an dieser Friedensvorbereitung mitwirken – nicht nur zum Kirchentag.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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