Glaubenskurs gab den Ausschlag
Porträt: Wie sich das Leben von Sybille Aumann aus Magdeburg verändert hat
Von Dietlind Steinhöfel
Dass sich Sybille Aumann tatkräftig in der Domgemeinde Magdeburg engagiert, war der heute 53-Jährigen nicht in die Wiege gelegt. Ohne Kirche und Glauben aufgewachsen, sei sie jedoch immer neugierig gewesen. Einen kleinen Samen hierzu hat wohl die gläubige Großmutter gelegt.
Sybille Aumann ist Kinderkrankenschwester und arbeitet in der Ambulanz der Kinderonkologie der Universitätsklinik Magdeburg. Hier lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie seit elf Jahren verheiratet ist. Der Arzt ist evangelischer Christ. So blieben die Gespräche über den Glauben nicht aus. Ihr Wissensdurst wurde weiter angeregt. »Weil ich so ein genauer Mensch bin, habe ich 2008 an einem Glaubenskurs teilgenommen.« Ein Jahr später, da war sie 45, wurde sie getauft. Seitdem hat sich viel in ihrem Leben verändert.
Aus dem Glaubensseminar erwuchs ein Hauskreis, den Sybille Aumann organisiert. »Eines Tages wurde im Gottesdienst abgekündigt, dass Leute fürs Kindergottesdienstteam gesucht werden«, erzählt sie weiter. »Da ich beruflich mit Kindern arbeite, habe ich mich gemeldet. Ich wollte der Gemeinde etwas von dem zurückgeben, was ich bekommen habe: den Glauben, die Gemeinschaft. Ich bin so dankbar für die Gemeinde.« Die kreative Frau, die für ihr Gegenüber immer ein gewinnendes Lachen hat, war im Kindergottesdienstteam gerade richtig. Doch irgendwann merkte sie, dass sowohl für den Hauskreis als auch für die Arbeit mit Kindern viele Glaubensfragen offen waren. »Ich will es ordentlich machen«, begründet sie den Entschluss, am Kirchlichen Fernunterricht (KFU) teilzunehmen.
Mit der Anmeldung zum KFU, der mit einem Abschluss als Prädikantin und der Befähigung, Gottesdienste zu leiten, endet, kam viel Arbeit auf sie zu. Sie hatte nicht gedacht, dass die Ausbildung so anstrengend sei. Außerdem gestaltet sie mit dem Team und der Gemeindepädagogin Familiengottesdienste. »Durch die Ausbildung bin ich kompetenter und sprachfähiger geworden. Schön, dass es so etwas wie den KFU gibt«, meint sie und ergänzt: »Der Glaube ist für mich immer wichtiger geworden, weil er mir den Rücken stärkt. Manchmal gab es früher ein Loch. Aber jetzt weiß ich, wohin mit meiner Freude, meiner Klage und Dankbarkeit. Das trägt mich.«
Auch bei ihrer Arbeit als Krankenschwester. Ihr seelsorgerliches Talent kommt den Familien zugute, deren Kinder schwer krank sind. »Die Familien brauchen Menschen, die diese Arbeit tun und mit dem Herzen dabei sind«, sagt sie, selbst Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Die Angehörigen seien im gewissen Sinne selbst mit krank. Die Heilungschancen bei Krebs sind heute groß, dennoch wird man auch mit dem Tod konfrontiert. Sie selbst empfindet es als Hilfe und Stärkung, beten zu können, für sich, die kranken Kinder und ihre Eltern.
Bei so viel Tatkraft ist es nicht verwunderlich, dass sich Sybille Aumann zudem ehrenamtlich betätigt. Sie gehört dem Arbeitskreis Hämostaseologie-Schwestern in Deutschland an, ist dort im Vorstand. Mit den Kolleginnen bereitet sie Theaterstücke für Kinder vor, Familienfreizeiten und Sommerfeste.
Seit dieser Wahlperiode gehört sie dem Gemeindekirchenrat der Domgemeinde an und kümmert sich zurzeit um die Quartiere für den Kirchentag auf dem Weg. Domprediger Jörg Uhle-Wettler ist froh über ihre Unterstützung. »Als Quartiermeisterin schreibt sie Briefe, telefoniert. Sie setzt sich unglaublich ein.« Und da er selbst erst seit Advent vorigen Jahres im Amt ist, schätzt er ihr Talent zu vernetzen. Sie gehöre, wie überhaupt die Kirchenältesten seiner Gemeinde, zu denen, die nicht nur vorschlagen, sondern auch umsetzen. Sybille Aumann selbst wiegelt ab, wenn sie gefragt wird: »Wie schaffst du das nur?« Ihr Mann sei ihr eine große Stütze, meint sie. Und: »Ich bin unheimlich dankbar, dass alles so gekommen ist.«
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