Pfarrer und Musikfreund
Zum Tod von Gottfried-Wilhelm Kobold
Von Gerhard Zachhuber
Wer in den 1980er-Jahren im Magdeburger Konsistorium noch nach dem offiziellen Dienstschluss zu tun hatte, konnte bisweilen unvermutet den Klang eines Flügelhornes vernehmen, das eine Choralmelodie spielte. Gottfried-Wilhelm Kobold hatte zum Instrument gegriffen, um sich eine Pause in der Arbeit an einem besonders schwierigen Fall zu gönnen.
Den theologischen Oberkonsistorialrat hat die Liebe zur Musik sein Leben lang begleitet und geprägt. Kobold, Jahrgang 1926, war von 1976 bis 1991 Personaldezernent in der Kirchenprovinz Sachsen. Zuvor war er – nach Arbeitsdienst, Kriegsdienst und Gefangenschaft, Theologiestudium (1946–1950), Vikariat und Hilfspredigerdienst – viele Jahre Pfarrer in Beesenlaublingen. Er lernte dort seine Frau kennen, die er am 27. Mai 1953 heiratete und mit der er zwei Töchter hatte. Mit ihr zusammen war er mit Leidenschaft für den Gemeindeaufbau und als treuer Seelsorger in den Gemeinden seines Pfarrbereichs tätig.
Zugleich sah er, wie viele andere, mit Sorge, dass die volkskirchlichen Strukturen dem Auftrag der Kirche oft hinderlich im Wege standen. So begann er, zusammen mit Kollegen im Kirchenkreis, neue Formen regionaler Arbeit, vor allem mit Kindern und Konfirmanden, zu erproben. Wegbegleiter von damals erinnern sich, dass er sich auch um eine geordnete Verwaltung kümmerte. Bei all diesen pastoralen Aktivitäten kam auch seine Liebe zur Musik zur Geltung. Er spielte die Orgel, aber vor allem gehörte sein Herz der Posaunenchorarbeit.
Als Oberkonsistorialrat brachte er sich mit all seinen Erfahrungen und Fähigkeiten in sein neues Tätigkeitsfeld ein: seine Liebe zur Kirche, seine Bemühungen um einen situationsgemäßen Gemeindeaufbau, seine seelsorgerliche Zuwendung zu anderen Menschen, seinen Ordnungssinn – aber auch sein freundliches Wesen und seinen Humor. Er war bei allen Kollegen geachtet und beliebt. Unvergesslich für einen, der mit ihm zusammenarbeitete, war das große Heft mit festem schwarzem Umschlag, in dem er zu den vakanten Pfarrstellen alle wichtigen Angaben notiert hatte. So konnte er über die Zahl der Gemeindeglieder, der Kirche, Pfarrhäuser samt Nebengebäude und Amtshandlungen genaue Auskunft geben.
Eine Fülle dienstlicher Schreiben, Sitzungen und Gespräche mit Pröpsten und Superintendenten gehörte zu seinen täglichen Geschäften. Aber die Musik blieb auch hier sein wichtiger Begleiter. In der Adventszeit hat er an jedem Morgen einen Choral gespielt. Mit den Mitarbeitern des Konsistoriums gründete er sogar einen Chor.
Nach seinem Eintritt in den Ruhestand 1991 zog er mit seiner Frau in seine Heimatstadt Naumburg. Auch da war er noch als Posaunenchorleiter, Kreis- und Propsteiposaunenwart tätig. Gottfried-Wilhelm Kobold wurde am 10. Januar im Alter von 90 Jahren heimgerufen. Unsere Kirche hat ihm viel zu verdanken. Das soll nicht vergessen werden.
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