Klöster
"Wir gehen bis an die Grenzen der Erde"
Bis Freitag treffen sich in Magdeburg katholische Laien, die mit dem Orden der Prämonstratenser verbunden sind. Hier wirkte einst ihr Ordensgründer Norbert von Xanten - heute ist die Region wieder Missionsgebiet.
Von Oliver Gierens (epd)
In diesen Tagen ist Magdeburg ein Mittelpunkt klösterlichen Lebens. Vor der imposanten Kulisse des gotischen Domes waren gleich mehrere geistliche Würdenträger in ihrem weißen Habit zu sehen. Der katholische Orden der Prämonstratenser, der seit 1991 wieder in Magdeburg präsent ist, hat hier zu einem internationalen Treffen eingeladen. Die sogenannten Tertiaren, also Gläubige, die mit dem Orden verbunden sind, ohne in klösterlicher Gemeinschaft zu leben, kommen bis Freitag hier zusammen.
Dabei ist Magdeburg für die Prämonstratenser ein geschichtsträchtiger Ort. Ihr Ordensgründer, der Heilige Norbert von Xanten (um 1082-1134), wirkte hier von 1126 bis zu seinem Tod als Erzbischof. Im Kloster Unser Lieben Frauen unweit des Domes war er einst bestattet, bis im Zuge des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) seine Gebeine nach Prag überführt wurden.
Auch der Generalabt des Ordens, der Belgier Jos Wouters, ist aus Rom angereist, um mit seinen Mitbrüdern und den Tertiaren die frühere Grablege Norberts zu besuchen. „Eigentlich ist er gar nicht unser Ordensgründer“, meint der Generalabt. „Er hat Klöster gegründet, die aber zunächst keine Einheit waren.“ Erst später hätten sich die Klöster zusammengeschlossen, daraus sei dann der Orden der Prämonstratenser entstanden - benannt nach der ersten Gemeinschaft, die Norbert 1121 im nordfranzösischen Prémontré gegründet hat.
Bis heute prägt er die Spiritualität des Ordens, deren Mitglieder als sogenannte „Regularkanoniker“ keine Mönche und damit stärker als andere Orden in der Seelsorge engagiert sind. „Norbert war größer als sein Orden“, meint Generalabt Wouters. „Er war näher an den Brennpunkten der Gesellschaft seiner Zeit.“ Diesem Auftrag fühlt sich der Orden bis heute verpflichtet. Ende der 1950er Jahre hat er die Abtei Hamborn im Norden von Duisburg wiederbesiedelt - mitten im industriell geprägten Ruhrgebiet, ein sozialer Brennpunkt im früheren Kohlerevier.
Auch die drei Ordensleute, die in Magdeburg leben, sind als Priester in mehreren Gemeinden oder in der Studentenseelsorge tätig. Gerade entsteht ein neuer Klosterbau in den „Ökumenischen Höfen“ zwischen der katholischen St.-Petri-Kirche und der evangelischen Wallonerkirche, mit dem die Ordensleute mitten in die Stadt rücken - und damit für die Bevölkerung sichtbarer werden.
„Wir tun das, was Kirche immer getan hat“, sagt der Abt von Hamborn, Albert Dölken. „Wir gehen bis an die Grenzen der Erde.“ Nicht, dass Magdeburg am Ende der Welt wäre - aber in Sachsen-Anhalt sind mittlerweile mehr als acht von zehn Einwohnern ohne Konfession. Ost- und Mitteldeutschland ist wieder Missionsgebiet geworden. „Wir schauen, was wir tun können, wo wir gebraucht werden“, sagt Abt Albert. Auch am Aufbau Ost habe sich der Orden seinerzeit beteiligt, beispielsweise hätten ABM-Kräfte Kirchen offengehalten oder bei Renovierungen geholfen.
Rund 1.200 Mitbrüder gehören dem Orden weltweit an, davon gut 60 in Deutschland. Hier verfügt die Gemeinschaft über drei Klöster: Duisburg-Hamborn, Windberg in Niederbayern und Speinshart in der Oberpfalz. In Magdeburg sowie in Roggenburg bei Neu-Ulm existieren zudem sogenannte Priorate, die von den Abteien abhängig sind. Hinzu kommt noch ein weiblicher Zweig mit weltweit rund 100 Schwestern.
Dabei ringt der Orden - wie die meisten anderen auch - in den westlichen Ländern um Ordensnachwuchs. In Deutschland gibt es derzeit nur einen Kandidaten, weltweit wächst der Orden vor allem in Indien, in der Demokratischen Republik Kongo oder den USA. „Parallel zu den leerer werdenden Priesterseminaren sind auch unsere Noviziate leerer“, sagt Abt Albert. „Das hat sicher auch mit der seit Jahren währenden Krise der Kirche in Deutschland zu tun.“
Autor:Katja Schmidtke |
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