Hier wird das Mittelalter lebendig
Denkmalpflege widmet sich gut erhaltenen Wandmalereien in der Altmark
Von Angela Stoye
In kaum einer anderen Region Deutschlands hat sich eine derart hohe Dichte an mittelalterlichen Ausstattungen in Kirchenräumen erhalten wie in der Altmark. Den bildnerischen und künstlerischen Reichtum dieser Region verdeutlicht beispielhaft die Dorfkirche von Audorf. Hier wurde nun eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet; ihr Gegenstand sind die mittelalterlichen Wandmalereien in altmärkischen Kirchen.
Der hohen Bedeutung dieser Kunstwerke steht in vielen Regionen deren schlechte Überlieferungslage gegenüber, denn in der Regel sind sie selten erhalten und zählen zu den Kunstgattungen mit den häufigsten und stärksten Verlusten.
Anders in der Altmark. Hier hat sich Wandmalerei in einer Vielzahl erhalten, die selbst im europäischen Vergleich herausragt. In 68 innerstädtischen oder dörflichen Pfarr-, Kloster- und Stiftskirchen sind Wandbilder aus romanischer und gotischer Zeit sichtbar überliefert. Das Spektrum reicht von graffitigleichen Strichzeichnungen rätselhafter Bedeutung bis hin zu einer umfangreichen und komplexen bildnerischen Ausgestaltung von höchster künstlerischer und technischer Qualität. In den hier nahezu authentisch überkommenen Kirchenräumen wird für den Betrachter das Mittelalter erlebbar, und er gewinnt einen Eindruck von der großen geschichtlichen Bedeutung der Altmark.
Der umfangreiche mittelalterliche Wandmalereibestand der Altmark soll nun in seiner Gesamtheit wissenschaftlich erschlossen werden. Zu diesem Zweck startet im Rahmen des Europäischen »Leader«-Programms zur Förderung der ländlichen Räume das gebietsübergreifende Kooperationsprojekt »Mittelalterliche Wandmalereien in altmärkischen Kirchen«. Grundlage für die Beantragung von Geld aus der vom sachsen-anhaltischen Finanzministerium verantworteten »Leader«-Richtlinie ist die Kooperationsvereinbarung. Sie wurde unterzeichnet von den Superintendenten der Kirchenkreise Salzwedel und Stendal, Matthias Heinrich und Michael Kleemann, Verena Schlüsselburg von der Lokalen Leader-Aktionsgruppe »Mittlere Altmark«, Andreas Brohm von der Lokalen Aktionsgruppe »Uchte-Tanger-Elbe« und Alfred Reichenberger, stellvertretender Landesarchäologe beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Das Landesamt unterstützt die Kooperation als Projektpartner und wissenschaftlicher Leiter.
Aufbauend auf vorhandene restauratorische Voruntersuchungen sollen die mittelalterlichen Wandmalereien aus historischer, bau-, kunst- und restaurierungsgeschichtlicher sowie kunsttechnologischer Sicht erforscht werden. Für den wissenschaftlichen Austausch sind zwei Fachkolloquien vorgesehen. Über die Erkenntnisse sollen sich nicht nur Wissenschaftler und Experten austauschen; sie sollen auch der Öffentlichkeit vermittelt werden. Das Projekt und die Ergebnisse der unterschiedlichen Untersuchungen werden in Ortsgesprächen, Vorträgen, einem Workshop und im Internet bekannt gemacht. Abschließend soll es eine Wanderausstellung und ein Begleitheft geben, das den Gemeinden sowie der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird.
Das Kooperationsprojekt ist das erste seiner Art in Sachsen-Anhalt.
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