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10. Altmark-Kirchentag: Diskussionen um Frieden in Bismarcks Geburtsort
Im Zeichen der Taube

Bühne frei: Gottesdienste, wie hier der Eröffnungsgottesdienst am Sonntagmorgen, und Konzerte zogen viele Besucher an. So mancher suchte Schutz unter den Schatten spendenden Eichen.  | Foto:  Angela Stoye
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  • Bühne frei: Gottesdienste, wie hier der Eröffnungsgottesdienst am Sonntagmorgen, und Konzerte zogen viele Besucher an. So mancher suchte Schutz unter den Schatten spendenden Eichen.
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Blaue Plakate gaben von allen Seiten die Richtung vor: Auf ihnen eine weiße Taube mit wachem Blick, Kreuz um den Hals, vollgepacktem Rucksack und Wanderschuhen an den Füßen, mit denen sie wacker ausschreitet. Unter dem doppeldeutig gewählten Motto »Frieden geht.« ging am 9. und 10. Juni in Schönhausen im Kirchenkreis Stendal der zehnte ökumenische Altmark-Kirchentag über die sprichwörtliche wie die ganz reale Bühne. Diese war neben der 800-jährigen Kirche St. Willebrord aufgebaut und ein Treffpunkt der großen Festgemeinde – ganz gleich, ob am Sonnabend beim Kindermusical »Lydia, die Purpurhändlerin« und am Abend beim Konzert von Sarah Kaiser und Band oder am Sonntag zum Eröffnungs- und zum Abschlussgottesdienst.
Am Geburts- und Taufort des späteren deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815–1898), sechs Jahrzehnte nach der Zerstörung des Bismarckschen Familienschlosses in Schönhausen und auf den Tag genau fünf Jahre nach der Elbe-Flut 2013, als im benachbarten Fischbeck der Deich brach und das Umland überschwemmte, ging es beim Kirchentag um den Frieden. Ob »Frieden geht.« im Sinne von: Er ist möglich. Oder ob »Frieden geht.« im Sinne von: Er ist bedroht und könnte fortgehen.
Im Eröffnungsgottesdienst betont Heinrich Bedford-Strohm, bayrischer Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender, dass das Motto nicht naiv sei: »Denn Gott hat eine Saat gesät, die auch die härtesten Kampfstiefel nicht mehr austreten können!« Viele Menschen hätten aus diesem Geist heraus die Welt verändert. Und Jesus selber habe das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat (Markus 4) erzählt, das gerade dann zähle, wenn Menschen nicht mehr tun könnten.
Unter dem Donnerschlag eines aufziehenden Gewitters startete Punkt
13 Uhr eine Podiumsdiskussion zu Friedens- und Europafragen. Darin verwies Andrea Hopp, Leiterin der Otto-von Bismarck-Stiftung Schönhausen, auf die Rolle des Reichskanzlers in der europäischen Politik. Bismarck könne nur in einer kombinierten Betrachtung von Person und Zeit verstanden werden. Kultische Überhöhung wie früher dürfe es nicht geben. Hopp verwies auf das preisgekrönte Projekt »Kunst für Demokratie« in Schönhausen, das sich in diesem Jahr Jahrestagen widme, beginnend mit 1618. Der SPD-Europaabgeordnete Arne Lietz sagte mit Blick auf die schwierige Verfassung Europas –
Brexit und erstarkender Nationalismus –, dass die kirchlichen Stimmen in Europa für den Frieden viel zu leise seien. Dies bedauerte auch Pfarrerin Eva Hadem, Leiterin des Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrums. In der EKM gebe es Überlegungen, wie man zu einer Kirche des gerechten Friedens werden könne. Jedoch könne jeder in persönlichen Begegnungen etwas an der Basis verändern. Reverend Bruce Reinstra aus der Diözese Worcester sagte: »Wir haben ein Recht auf Frieden, andere haben es auch. Wir in Europa denken, dass den Fremden unter uns nicht zu vertrauen ist. Das ist schade. Denn Jesus hat vertraut und wir sollten es auch tun.«
In der Predigt im Schlussgottesdienst ging der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige der Frage nach, wie Frieden zu erreichen sei: Jeder könne im Alltag lernen, mit den Augen des anderen zu sehen. Und mit anderen in offe-
nen Dialog treten und damit zu rechnen, nicht recht zu behalten. Das Bemühen um Frieden bedeute jedoch nicht, um des lieben Friedens willen zu kuschen. »Versöhnung muss immer wieder erkämpft werden.« Christen könnten im Vertrauen leben, »das der göttliche Frieden unter uns begonnen hat«.
Das Schlusswort hatte der Super-
intendent des Kirchenkreises Stendal, Michael Kleemann. Er dankte allen Mitwirkenden für ihren Einsatz und besonders der Neuapostolischen Kirche, die zum ersten Mal bei einem Altmarkkirchentag dabei war. Sodann verkündete er den Austragungsort des 11. Altmärkischen Kirchentages am
14. Juni 2020: Es ist Kalbe an der Milde im Kirchenkreis Salzwedel.
Angela Stoye/Renate Wähnelt

Bühne frei: Gottesdienste, wie hier der Eröffnungsgottesdienst am Sonntagmorgen, und Konzerte zogen viele Besucher an. So mancher suchte Schutz unter den Schatten spendenden Eichen.  | Foto:  Angela Stoye
Unter grünen Planen verhüllt und unter Drachenmasken verborgen waren die Kanonen im Schlosspark von Schönhausen. | Foto: Angela Stoye
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Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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