Altbischof widerspricht Ministerpräsident
Für Haseloff ist die EKM nicht "lutherisch"
Für den bekennenden Katholiken Reiner Haseloff ist klar: Kämen die Protestanten mehr nach Luther, wäre es mit der Ökumene in Deutschland entschieden einfacher.
Thüringens Altbischof Christoph Kähler hat sich entschieden gegen die Darstellung von Sachsen Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) gewandt, die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) sei nicht "lutherisch". Diese Aussage sei "grundfalsch", schrieb der emeritierte Theologieprofessor in einem Gastbeitrag für die in Weimar erscheinende mitteldeutsche Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" (Ausgabe zum 19. Juli).
Kähler, von 2001 bis 2009 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, verwies auf die Präambel der EKM-Kirchenverfassung. Darin stehe eindeutig, dass sie eine Kirche der lutherischen Reformation sei. Auch dass die Sakramente in der evangelischen Kirche keine Rolle mehr spielten, wie Haseloff an anderer Stelle des Interviews bemerkt habe, hält der 76-Jährige für einen "veralteten Verdacht". Mit der ernsthaften Abendmahlspraxis in evangelischen Gemeinden habe das nichts zu tun, so der Altbischof, der maßgeblich an der Fusion seiner Landeskirche mit der der Kirchenprovinz Sachsen 2009 beteiligt war.
Die Sakramente sind die wichtigsten Feiern der Kirche. Nach katholischer Lesart gibt es sieben Stück, nach evangelischer Deutung mit Taufe und Abendmahl nur zwei.
Sommerinterview mit dem Ministerpräsidenten
Haseloff hatte im Gespräch mit der Zeitung zunächst einen historischen Bogen geschlagen. Er vermisse die in der DDR selbstverständliche Verbundenheit der beiden großen christlichen Kirchen. "Auf Grund der Minderheiten-Situation gab es ein geistliches Miteinander", erinnerte sich der bekennende Katholik. Das habe bis zu den Wahlen im Jahr 1990 angehalten. "Auch wenn wir für unterschiedliche Parteien angetreten sind, saßen wir doch auf den gleichen Kirchenbänken", fügt er hinzu. Im Einigungsprozess sei dann auf einmal wenig Platz gewesen, diese Erfahrungen aus der Diktatur einzubringen.
Er bedauere, dass dieses gemeinsame Unterwegssein nicht fortgeführt wurde, sagte Haseloff. Heute könnten die Erfahrungen hilfreich sein, "weil wir als Christen, jetzt bundesweit, wieder eine Minderheit sind." Das Gemeinsame der Kirchen sei viel stärker als das Trennende, unterstrich der Ministerpräsident.
Dennoch halte er ein Marginalisieren der Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten für die schlechtere Variante. In diesem Zusammenhang fiel auch der Satz mit der EKM. "Ich sehe das an der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, die ja nicht lutherisch ist", erklärte er. Das finde er als Ministerpräsident des Luther-Landes und "lutherischerer Katholik" schade. Sollten die Sakramente keine Rolle mehr spielen, dann sei man schnell bei einer Beliebigkeit angelangt.
Würden sich in der evangelischen Kirche alle zu Luthers Abendmahlsverständnis bekennen, gebe es für ihn beim Sakramentsverständnis kein Problem. "Da bin ich im übrigen Lutheraner", erklärte er. Und wenn alle so leben würden wie der Komponist Johann Sebastian Bach (1685-1750), auch nicht. Bachs Kirchenmusik gilt als lutherisch. Wer nach Köthen fahre und dort in der lutherischen Kirche in das Beichtbuch schaue, könne lesen, "Donnerstagabend, Bach und Bächin, Beichte" und "Sonntag, Bach und Bächin, Abendmahl". Spiritualität und Glaubenstiefe in Verbindung mit geistlichen Übungen, wären Bach ein Bedürfnis gewesen, sagte Haseloff. (epd)
Autor:Online-Redaktion |
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