Anzeige

Wittenberg - Feuilleton

Beiträge zur Rubrik Feuilleton

Don Quijote und Sancho Pansa

Theologia adventorum
vom Abenteuer der Theologie

1.DAS ABENTEUER DER THEOLOGIE  Der Auftrag lautete, nach fünfunddreißig Dienstjahren und sozusagen als fröhlichen Abgesang vor dem Pfarrstellenwechsel im Sommer 2022 noch einmal den Kollegen im Kirchenkreis Wittenberg mit einem Vortrag die Aufwartung zu machen. Dies ist heute geschehen - und hier ist der Vortrag. Ein Vortrag an sich und im Allgemeinen ist so etwas wie ein „Stück Wirklichkeit im Zeitraffer”. An einigen Stellen gibt es Abgründe in’s Unermessliche, an anderen Stellen tun sich...

  • Wittenberg
  • 06.04.22
  • 1

Geburtstag am 25. Februar
KARL MAY

Wann immer bei der Jahreszahl hinten eine Zwei steht, feiert er sein Jubiläum. Heuer ist es der 180. Geburts- und der 110. Todestag. Karl May - geboren am 25.2.1842 und gestorben am 30.3.1912. Aber er ist ja gar nicht gestorben - sondern nur hinter die Sterne versetzt worden - und lebt auf Sitara zusammen mit dem Mir von Dschinnistan und Maradurimeh. Wir wollen uns an den Mann aus Ernstthal und Radebeul ein wenig erinnern: May wächst in einer Weberfamilie unter allerärmlichsten Verhältnissen...

  • Wittenberg
  • 22.02.22
  • 2
Daniel in der Löwengrube (Briton Riviere *14. August 1840 in London; † 20. April 1920)

Nachkaufdissonanz
und Impf-Reue

Es gibt sie wirklich!  Die sogenannte Nachkaufdissonanz. Man hat sich beispielsweise gerade einen Ford gekauft und dann merkt man, wie ein Volkswagen doch besser gewesen wäre … Aber man hat jetzt den Ford! Ein guter Freund fragt einen: „Wie konntest Du nur diesen Fehler begehen?”  Der Freund hat wieder alles richtig gemacht und den Polo erworben. Doch du nur den Fiesta. Man hadert mit sich, man bereut den Kauf, man möchte am liebsten alles rückgängig machen. Aber es geht nicht mehr. Der Polo...

  • Wittenberg
  • 08.01.22

von und gegen Torheit
ein Pamphlet

Als im 16. Jahrhundert zwischen Lutherischer und Schweizer Reformation um das rechte Verständnis des Altarsakraments hart gestritten wurde, soll Martin Luther am Tisch gesessen und mit Kreide in großen Buchstaben das lateinische Wort EST ("ist") auf den Tisch geschrieben haben. Er wollte damit ausdrücken, dass das Brot der Leib des Herrn wirklich ist, wenn man es ißt - und nicht nur das eine das andere irgendwie bedeutet. Wie dem auch sei, dieser Tage schauen manche verwundert zu den Türmen der...

  • Wittenberg
  • 30.12.21
  • 5
  • 6
Kampf bei den Schiffen vor Troja - attischer Sarkophag

von Kränkungen ...
... und von Krankheit

Steh ab vom Zorn und lass den Grimm. Ent-Rüste dich! Damit du kein Unrecht tust. (Psalm 37,8) Seht, wie klein war der Funke. Wie groß war der Wald, den er anzündete! Auch die Zunge. Welch Feuer. (Jakobus 3,5-6) Allen denen, die immer marschieren müssen - auf ideologischen Sandalen bzw. in drohenden Stiefeln: Eine der geistigen Gründungsurkunden Europas scheint nach wie vor Homers Ilias geblieben zu sein. Bei diesem Buch handelt es sich um die Geschichte eines langen Krieges, in dem Götter,...

  • Wittenberg
  • 23.12.21
  • 1
der andere Sicht-Schutz

zur Lage auf dem Planeten Erde - ein Essay
"NUR EIN GOTT KANN UNS NOCH RETTEN" (M.H.)

„Maskenball” nannten wir bei der Nationalen Volksarmee der DDR jene anstrengenden Übungen mit Schutzanzug und „Schnuffi”. Schnuffi, die Gasmaske, ruhte zusammengerollt allzeit bereit in der Uniformtasche. „Gas!” lautete eines der verhasstesten Kommandos. Nach dieser Silbe aus dem Munde des Genossen Unteroffiziers war sofort die Maske überzustreifen. Das Gesicht hinter Gummi und Augengläsern - der ganze Mensch war verschwunden. Der Erlass, auf Straßen und Plätzen, in Läden und Kirchen einen...

  • Wittenberg
  • 01.12.21
der Moment kurz vor Entstehung der sogenannten Hölle

die Geburt der Nutzungskonzeption
aus dem Geiste der Hölle

Am siebenten Tag aber, als Gott der HERR (H) ausruhete von allen seinen Werken, die er gemacht hatte, trat der Satan (S) dicht an die Hängematte des Schöpfers, hob an und begann also zu reden: "Mein HERR erlaube seinem Knecht ein Wort zu sprechen.“ Und der HERR antwortete ihm: „Rede, denn dein HERR hört!“ S: Hat mein HERR nicht etwas vergessen, als er Himmel und Erde erschuf mit all dem, was zwischen oben und unten sich müht, kreucht, fleucht und unterwegs ist alle Tage seines Lebens auf dem...

  • Wittenberg
  • 28.11.21
  • 1
Martin Heidegger (* 26. September 1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau)

Sein und Ewigkeit
"Dank"

Auf sein Konto gehen solche Begriffe wie etwa „Sein-zum-Tode” und „Geworfenheit.” Eine neue Biographie dieses Mannes hat uns jetzt Lorenz Jäger geschenkt: „Martin Heidegger - Ein deutsches Leben. Rowohlt, Berlin 2021”. Heidegger stammt aus der Familie eines Mesmers und trieb sich als Knabe oft stundenlang auf der hohen über der Stadt gelegenen Turmstube von St. Martin in Meßkirch herum. Von dort aus beobachtete er, wie sich die Mauersegler hinaus in den Raum schwangen und in großen Bögen zum...

  • Wittenberg
  • 15.11.21
  • 1
Premium
Licht und Schatten: Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums hatte der Künstler Ingo Bracke am Vorabend des Reformationstages 2017 die Stadt Wittenberg, wie hier das Lutherdenkmal auf dem Marktplatz, mit einer Lichtperformance zum Leuchten gebracht. | Foto: epd-bild/Friedrich Stark
2 Bilder

200 Jahre Lutherdenkmal
"Doctor der Gottesgelehrsamkeit"

Vor 200 Jahren wurde das Wittenberger Lutherdenkmal enthüllt. Es war das erste seiner Art in Deutschland. Viele weitere folgten. Von Veit-Mario Thiede Am Reformationstag des Jahres 1821 stimmte die auf dem Marktplatz von Wittenberg versammelte Festgemeinde das Lied "Eine feste Burg ist unser Gott" an und bejubelte das enthüllte Bildnis Martin Luthers, "des herrlichen Mannes". Die Rede hielt der Theologe und Gründungsdirektor des Wittenberger Predigerseminars Karl Ludwig Nitzsch. Der fast drei...

  • Wittenberg
  • 29.10.21
extra muros salvator est

von Begräbnissen
und Geburten

Eginald Schlattner - jahrelang Gefängnispfarrer in Siebenbürgen - schreibt, er habe mit den Gefangenen während der Zeit ihres Strafvollzugs vorrangig nie über die Vergangenheit geredet. Stattdessen mehr für die Gegenwart gebetet. Und um Zukunft. Nur auf diese Weise halte man Gefängnisse auf beiden Gitterseiten aus: Also - weniger das Gestern betrachten, dafür aber in der Gegenwart um Zukunft bitten. Mangels ernst genommener Gegenwart verlieren sich nicht wenige von uns schnell in der...

  • Wittenberg
  • 03.10.21

UNERHÖRTE SCHÖNHEIT
Beethovenoratorium 11.9.2021 Kirchenkreis Wittenberg

Beethoven also ... Nicht alle mögen Beethoven. Carl Friedrich Zelter, einer der wenigen Duz-Freunde Goethes, hat seinem Weimarer Staatsminister anvertraut, die Musik Beethovens komme ihm vor wie ein Kind, "dessen Vater eine Frau und Mutter ein Mann gewesen sein muss."  Der Mann, dessen Kadenzen wir nachher gleich lauschen dürfen, war als Musiker am Lebensende taub. Er hat trotzdem Musik komponiert. Noch ein Zeuge zu dieser Sache ist Dietrich Bonhoeffer. Der schreibt seinem Freund Bethge 1944...

  • Wittenberg
  • 11.09.21
leeres Stroh und Wolkendunst

NUR?
leeres Stroh und Wolkendunst

Nur leeres Stroh. Nur Wolkendunst … Nur? Jeder Strohballen weist darauf hin, dass an den Halmen ganz oben einmal Ähren gewesen sind. Diese Ähren bargen das Korn für unser liebes Brot! Es gibt kein l e e r e s Stroh, nur das Korn ist inzwischen an anderem Platze! Ähnliches gilt für die Wolken. Seit uralten Zeiten sind die Wolken neben dem Schatten und dem eigenen Tod die treuesten Begleiterinnen. Wir schauen zu ihnen auf - hoffnungsvoll und manchmal mit Sorgen. Was werden sie bringen - Regen...

  • Wittenberg
  • 24.08.21
  • 1
Stefan George 12.7.1868 - 4.12.1933

12. Juli 2021
zu Stefan Georges 153. Geburtstag

Am 12. Juli hatte er Geburtstag. Wir verdanken ihm insofern Einiges, als er die deutsche Dichtung neu klingen gemacht hat. Zwar nicht  wie Luther für alle, dafür aber für wenige wichtige Leute. Jedenfalls ist er von der Geschichte deutscher Zunge nicht wegzudenken. Stefan George - Dichterguru, Mitglied des Straubinger Kosmikerkreises und Meister eines eigenen Zirkels handverlesener junger Männer, die jeder auf eigene Weise von sich Reden gemacht haben. Zu ihnen gehörte auch der Graphologe...

  • Wittenberg
  • 12.07.21
  • 1

Los - Losung
Lösung

Das heutige Losungswort der Zinzendorfer Frommen lautet: „Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie der HERR will” (Sprüche 16,33). Losentscheide kommen aus uralter Tradition. Manche meinen, heute spiele so etwas kaum noch eine Rolle - sie täuschen sich. Millionen verfolgen samstags die Ziehung der Lottozahlen. Was einigen als Zufall gilt, betrachten andere als Verdienst. Entweder zu gutem oder zu schlechtem Glück. Losentscheide waren der alten Welt untrügliche Mittel, den eigenen Willen mit...

  • Wittenberg
  • 13.03.21
Dorne und Lotus | Foto: Matthias Schollmeyer

Dorn & Lotus ...
Krishnas Lächeln & Jesu Dulden

Manchem bist du  schon bekannt aus der Zauberwelt Indiens, dem fernen Land, das den Lotus hält.  Weil dein Aug auch jenen sieht, der in schwerer Zeit trauernd und mit herbem Lied zieht zur Ewigkeit.  An dem Kreuz den Bruder dir trösten kann kein Ruf, uraltgottes Opfertier, das die Not sich schuf. Lächeln aber unverwandt, still ruht Grund und Sinn wie die Blüte in der Hand, der ich Jünger bin …

  • Wittenberg
  • 18.02.21
2 Bilder

am Sonntag
eine knappe Stunde

Der Philosoph Peter Sloterdijk stellt sein neues Buch „DEN HIMMEL ZUM SPRECHEN BRINGEN“ unter einen Vers des Matthäusevangeliums. Dort heißt es: „Und er sprach zu ihnen nicht, es sei denn in Gleichnissen” (Mt 13,34). Auf einer dreihundertfünfzigseitigen Reise durch die Geschichte liturgischer Versuche und heiliger Übungen wird zusammengetragen, wie Menschen nicht nur über den Himmel erzählt, sondern durch Reden und Schweigen versucht haben, den Himmel selber zum Sprechen zu bringen. Nicht der...

  • Wittenberg
  • 03.02.21
Tabors Licht im Dornbusch aus Eis

Tabors Licht
Dornbusch aus Eis

Inmitten schweigenden Glanzes verriet er den NAMEN „... ich bin, als der ich mich von Euch werde haben erfunden sein lassen!“ So entstand etwas wie Gott. Und führte Israel tages durch Wolkendunst nächtens durch feurigen Schein. Von hohen Gedanken geleitet, darüber Erhabneres niemals gedacht ward.

  • Wittenberg
  • 31.01.21
auf dem Weg nach Neotanien ... die Wahrheit über die Hüter des Grabes

alles ist Engel
Altes und neues von Leberecht Gottlieb (11)

Wir wenden uns nun kurz von Leberecht ab und richten unser Augenmerk auf die beiden Wächter des Grabes - oder die Hüter der Gruft, wie sie im Matthäusevangelium genannt werden. Wer waren diese beiden illustren Männer und wie lauten ihre Namen. Jenen Dialog, mit dem sie in unserer Geschichte Eingang fanden, haben wir mit Hilfe des brutalen Dialekts brandenburgischer Unterschichtler wiederzugeben versucht. Denn so haben sie auch gesprochen - freilich im Gassenidiom ihrer eigenen Zeit, also des...

  • Wittenberg
  • 16.12.20
auf dem Weg nach Neotanien ... wie Alles mit Allem zusammenhängt

ist es der HERR?
Altes und neues von Leberecht Gottlieb (10)

Leberecht war aus dem Raumzeitgleiter gestiegen, hatte sich an den Strand gesetzt und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Vor ihm lag ein kleiner Papyrusfetzen, auf dem ein paar Worte geschrieben standen. Diese Worte lauteten: „Nicht nur Tod und Auferstehung. Kümmere dich um die Geburt.” Der alte Pfarrer hatte nie aufgehört, seinen Homer zu lesen und das Neue Testament, jenes kleine spätantike Literaturheftchen, welches von allen Kirchen seit zwei Jahrtausenden bewirtschaftet wird, kannte er...

  • Wittenberg
  • 16.12.20
Reise nach Neotania - am Morgen

Grabwächter
Altes und neues von Leberecht Gottlieb (9)

… es waren die zwei Wächter des Grabes, die da in die Gruft herein spaziert gekommen waren. Sie ruckten an der Platte auf Leberechts Sargtrog ein wenig hin und her, so dass Licht eindrang und Leberecht deshalb auch ihr Gespräch belauschen konnte. Leberecht war froh, dass die Gruft sich ein wneig geöffnet hatte, zugleich aber auch befürchtete er allerlei. Deshalb zog er sich die Bastmatten wieder auf den Leib, um nicht entdeckt zu werden. Die beiden Grabeshüter unterhielten sich vermittels eines...

  • Wittenberg
  • 13.12.20
  • 2
auf dem Weg nach Neotania ... Marmor aus Carrara

schwierige Situation
Altes und neues von Leberecht Gottlieb (8)

Da lag er nun unter einer zentnerschweren Marmorplatte feinsten Carraramarmors. Leberecht hatte das Handy angeknipst, denn die Taschenlampenfunktion war auch ohne Eingabe des Gerätecodes bedienbar. Apple sei Dank. Gott sei Dank. Leberecht hatte im Verlauf einer gefühlten Ewigkeit die Bastmatten beiseite geruckelt und konnte nun im Schein der LED-Lampe sehen, was da über ihm lag. Tatsächlich - reinster Carraramarmor. Mit Steinen kannte er sich aus. Michelangelo, der zu den Lieblingsbildhauern...

  • Wittenberg
  • 13.12.20
  • 2
auf dem Weg nach Neotania ... die Metamorphose

Ostermorgen
Altes und neues von Leberecht Gottlieb (7)

In wenigen Stunden bereits würde die Hölle die Hosen herunter lassen müssen. „Show down your shorts, hell!” Mit diesem krassen Spruch, den der Emeritus von Barth Simpson kennen gelernt und mit Hilfe dessen er schon manch brenzliche Situation bestanden hatte, rüstete er sich mental zu und ließ das geplante Unternehmen im Geiste noch einmal vor seinem Auge ablaufen. Er würde also in den Gleiter steigen, die höllischen Koordinaten auf dem Graphiktrackpad des Bordcomputers fixieren und zugleich das...

  • Wittenberg
  • 11.12.20
auf dem Weg nach Neotania ... das OZI-Trilemma

die OZI - Axiome
Altes und neues von Leberecht Gottlieb (6)

Die Verbindung zum Kirchenamt war nun also definitiv verloren gegangen. Weil Leberecht Gottlieb das ihm von den Dresdner Brüdern mitgegebene Handy während der sieben letzten Worte Christi vom Kreuze herab ausgknipst hatte, musste er beim Reaktivieren des Gerätes unvermeidlich sechsstelligen Gerätecode eingeben - den kannten aber nur die Kollegen an der Elbe. Wohl könnte der Emeritus nach dorthin zurückreisen und den Code erfragen. Ja, - eine solche Reise wäre möglich - mit Hilfe der...

  • Wittenberg
  • 10.12.20
auf dem Weg nach Neotania ... im Kerker

als Gefangener in der Burg Antonia
Altes und neues von Leberecht Gottlieb (5)

Da saß Leberecht Gottlieb nun in der Burg Antonia - bzw. lag auf Resten verschimmelnden Strohs eingekerkert in einer ihrer  finstersten Kasematten . Der Pfarrer i.R. musste ununterbrochen niesen, dermaßen stach ihn der Geruch der Räumlichkeit in die empfindliche Nase. Leberecht war jedoch nicht allein, sondern mit einem unangenehmen Zellengenossen zusammengeschlossen worden. Dieser Mann sprach irgendeinen aramäischen Kauderwelsch, welchen Leberecht Gottlieb jedoch einigermaßen gut verstand -...

  • Wittenberg
  • 09.12.20
  • 1

Beiträge zu Feuilleton aus

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.