der Sperling

Geburtstagsgabe (dritter Exkurs)

Ehe die Tiere sich besinnen, schwirrt der Sperling schon herbei. Klein ist er, lieb zu gewinnen. Besonders in Schwärmen kann er gut überzeugen. Heute jedoch spricht er alleine. Das ist ihm hoch anzurechnen. Was zwitschert sein Schnabel?

„Kaufet man nicht zween Sperlinge um einen Pfennig? Dennoch fällt deren keiner auf die Erde ohne euren Vater.“ Der solches sagte war Meister Jesus. Und wer es uns in das liebe Deutsch übersetzte, war Vater Luther. 
Luther, Luther, Luther, Luther … Über alles. Denn Luther lässt uns auf sich sitzen und wirft niemanden von uns ab. Wir Spatzen sind fröhliche Vögel. Wir treiben uns auf Straßen und Plätzen herum, hüpfen eifrig umher, dabei bereden wir alle wichtigen und unwichtigen Sachen. Aber noch mehr stehen wir auf Luther.
Jesus haben wir noch nicht mal gesehen. Luther mögen wir aber deshalb besonders. Weil wir ihn in jeder Stadt sehen können. Auf seinen Denkmalen kann man gut sitzen. Wir finden mit unseren kleinen Füßchen genügend Halt, und es ist dort viel Platz. Die Denkmale von Luther sind riesig. So kann man auch ruhig mal drauf kacken, wenn es sein muss. Es sieht ja keiner, weil wir immer nur ganz wenig machen, denn wir sind klein – und Luther ist riesig. Martin Luther selbst, dem macht das gar nichts aus. Er ist immer für die Gnade gewesen und für die kleinen Kinder. Wir sind welche. Wir sind die Kinder unter den Tieren. Spatzen. Unser Lied preist das Leben aus vielen hundert Kehlen.
Man stelle sich mal vor, zwei Spatzen kann man für einen Cent kaufen. Das sind bei zehn Euro tausend Stück. Ein ordentlicher Schwarm. Wenn der angeflogen kommt – mein lieber Luther. Aber so sind wir eben. Nicht nützlich, aber vergnügt. Wir arbeiten nicht und ernten nicht und säen nicht – wir machen überhaupt nichts. Wir sind nur da. Genau das ist unser Verdienst. Jesus, Luther und wir sind Brüder und Schwestern.

Passerigula - Sperling

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