Licht und Schatten
Wittenberg: Erfolgreiches Konficamp, wenig Besucher bei der Weltausstellung
Von Benjamin Lassiwe
In der Lutherstadt läuft in diesen Tagen ein von 1 400 Jugendlichen frequentiertes Konfirmandencamp. Das Zeltlager am Rande der Lutherstadt ist eines der großen Erfolgsprojekte im Reformationsjahr 2017: Zehn Wochen lang kommen hier Konfirmanden aus ganz Deutschland für jeweils eine Woche zusammen – wenn das Lager im August seine Tore schließt, werden 15 000 Jugendliche in Wittenberg gezeltet haben. Altersgerecht beschäftigen sie sich mit biblischen Texten, lernen die Lutherstätten kennen und treffen auf Gleichaltrige aus ganz Deutschland. »Wenn man das Camp besucht, spürt man einen fröhlichen Geist auf Basis des Glaubens«, sagt der EKD-Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Heinrich Bedford-Strohm.
Anderswo in Wittenberg ist das derzeit weniger der Fall. Seit Mitte Mai läuft in den Wallanlagen rund um die Stadt auch die große »Weltausstellung Reformation«: Landeskirchen, ökumenische Partner aus dem In- und Ausland, kirchliche Werke und Einrichtungen präsentieren sich mit Pavillons und Ständen den Menschen, die auf den Spuren Luthers Wittenberg besuchen. Zum Beispiel die Evangelische Landeskirche Anhalts: In zwei Überseecontainern stellt sie ihre Kirchengebäude und ihre Arbeit vor. Doch es gibt keine Besucher: »In fünf Stunden kamen gerade einmal 20 Menschen vorbei«, sagte Hartmut Winter, der Standdienst hatte.
Ähnlich sieht es an den meisten anderen Ständen aus. Im Gespräch äußern viele Helfer ein und denselben Eindruck: Die Menschen, die nach Wittenberg fahren, wollen die Lutherstätten sehen – und keine Weltausstellung. Die Besucher gehen ins Lutherhaus, auf den Marktplatz, zur Thesentür an der Schlosskirche. Manche besuchen noch das Historienpanorama von Yadegar Asisi oder die Ausstellung »Luther und die Avantgarde«. Aber das war es dann auch schon.
Mit dem Ergebnis, dass die EKD und der Trägerverein des Reformationsjubiläums möglicherweise viel Geld umsonst ausgegeben haben. Denn rund 20 Millionen Euro kostete die Weltausstellung, sagt Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Trägervereins. Bislang seien 4 000 Dauerkarten und 40 000 Tageseintrittskarten verkauft worden. 100 000 bräuchte der Trägerverein, damit sich die Ausstellung finanziell trage. Veranstaltungen in den Pavillons seien oft leer, manchmal fielen sie auch aus, weil schlicht nicht genügend Besucher zusammenkommen.
Nun wollen die Veranstalter große Pflastersteinaufkleber installieren, um die Besucher aus der Innenstadt zu den Höhepunkten der Weltausstellung zu lotsen. Und die Werbung soll noch einmal intensiviert werden. Zumal das Programm der Weltausstellung auch für Menschen Höhepunkte bietet, die eigentlich gar nichts mit der Kirche zu tun haben: Konzerte von Yvonne Catterfield etwa, von den Prinzen oder von Leith al Deen. »Wir hoffen, dass es sich noch einmal ändert, wenn in den Bundesländern die Sommerferien beginnen«, sagt auch der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.
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