500 Jahre Invokavitpredigten
MUT IST ANGST, DIE BETET
Mit Riesenschritten geht es in Richtung Passionszeit. Und man bereitet sich auf das große Jubiläum der Invokavitpredigten Martin Luthers vor.
Im März des Jahres 1522 eilt der Reformator von Eisenach nach Wittenberg. Hatte er als vogelfreier Mann denn gar keine Angst davor, von den Mächtigen und ihren Bütteln liquidiert zu werden? Vielleicht hatte er Angst. Aber der Mut war größer. „Mut ist die Angst, die betet” (Corrie ten Boom). Denn Folgendes war geschehen: Während der Abwesenheit Luthers als Kompetenzfigur der Reformation hatten einige Wirrköpfe das Heft des Handelns an sich reißen können. Schwärmer nannte man jene, welche die Reformbewegung geradewegs in den Abgrund zu führen bereit waren. Einige Namen aus dieser Zeit: Andreas Bodenstein (genannt Karlstadt) in Wittenberg, die Zwickauer Propheten um Thomas Müntzer aus Thüringen und Jan van Leyden im Münsterland. Sie ließen Kirchen stürmen, hießen Bilder von den Wänden reißen, Reliquien in den Kot der Gasse stürzen und Heiligenfiguren von ihren Sockeln werfen. An die leeren Stellen setzten sie nichts, was geblieben ist. (Nur die Legende vom riesigen Bett Jan van Leydens auf dem Marktplatz zu Münster.)
Wahlspruch solcher Schwärmer war und ist: „Die Gottlosen müssen vernichtet werden!” Luther wusste, wohin es führt, wenn verblendete Ideologen die Macht an sich reißen können. Er erreicht Wittenberg im März und hält einige Predigten, die viel bewirkt haben sollen: Im Vergleich zu anderen Gegenden unterbleibt der schändende Bildersturm um Wittenberg weitgehend. All das geschah vor 500 Jahren. Und heute? Gibt es sie noch, Predigten und Reden, welche aufdecken und dadurch den Tag des Untergangs verzögern oder ganz abwenden? Reden, die offenbaren, wer die wirklichen Schwärmer sind und dieselben in Schranken weisen, damit die Gesellschaft samt Kirchen wieder normal werden kann? Vielleicht schon längst geschrieben, liegen sie nur noch in den Schubladen und warten auf ihren Tag? Warten auf Männer und Frauen, deren Angst betend den Mut aufbringt, die Wahrheit nicht nur im Verborgenen zu sagen, sondern von den Dächern zu singen?
Ein lautes „Nein” zu dem wahnsinnigen Sturm auf Welt und Gesellschaft, den verführte Schwärmer in die Politik eingeschleust und mit Macht gegen alle bessere Erfahrung durchgesetzt haben wollen? Das täte Not …
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