die Geburt der Nutzungskonzeption
aus dem Geiste der Hölle
Am siebenten Tag aber, als Gott der HERR (H) ausruhete von allen seinen Werken, die er gemacht hatte, trat der Satan (S) dicht an die Hängematte des Schöpfers, hob an und begann also zu reden:
"Mein HERR erlaube seinem Knecht ein Wort zu sprechen.“ Und der HERR antwortete ihm: „Rede, denn dein HERR hört!“
S: Hat mein HERR nicht etwas vergessen, als er Himmel und Erde erschuf mit all dem, was zwischen oben und unten sich müht, kreucht, fleucht und unterwegs ist alle Tage seines Lebens auf dem Erdkreis - jedes nach seiner Art?
H: Und das wäre?
S: Die Nutzungskonzeption.
H: Eine was?
S: Nutz-Ungs-Konz-Ep-Ti-On.
H: Das ist ein langes Wort. Mit seinen sechs Silben wird es von deiner Zahl getragen. Wäre Konzeption nicht ausreichend?
S: Mein HERR möge seinem Knecht erneut verzeihen, wenn dein Knecht seinen Herrn darauf hinweisen wird, dass zuerst die Nutzungskonzeption erforderlich ist und danach die Konzeption aus ihr erst hervorgehen kann.
H: Katholisch-neuthomistisch-sophistische Spitzfindigkeit ...
S: Nun, - mein HERR möge mir nachsehen, dass ich mich zu reden unterfangen habe. Aber auch andere Engel würde stark interessieren, wie die Schöpfung überhaupt weitergehen soll und was sie denn auch für einen Zweck hat.
H: Sie hat keinen Zweck, denn sie ist schön.
Schau doch, wie Bäume gleich Türmen
hinaus in den Himmel ragen,
Vögel aus grünenden Zweigen
singend die Zeit hervorgehen lassen,
unterschiedlichste Äste
besetzen sie alle und flöten
zahlreich Lieder und Töne
lässt jeder freudig erschallen.
S: Was soll´s, was bringt es - was hat es für Nutzen? Die Folgekosten sind unkalkulierbar. Hätte nicht ein Modell erst einmal ausgereicht - o HERR?
H: Höre, du Satan! Weil die Schöpfung nun einmal da ist - diene sie sich ab heute als Modell für ihre eigene Entfaltung bis in Ewigkeit.
S: Bis in Ewigkeit?
H: Na gut- ich will nicht so sein. Bis in Ewigkeit minus genau einen Tag. Die Welt sei die Nutzungskonzeption der Welt. Was ich gesagt habe, das habe ich gesagt.
S: Du, o HERR, mögest deinem Knecht erneut verzeihen, wenn sich dein Knecht noch nicht zufrieden geben kann.
H: Ὕπαγε Σατανᾶ!
Und der HERR unser Gott als Schöpfer der völlig nutzungskonzeptionsfreien Welt trieb den Satan und die Seinen mit seinem mächtigen Wort an den Rand des Wolkenabgrunds. Dort gab er ihnen einen ordentlichen Tritt. Der göttliche Tritt war dergestalt, dass die Aufrührer*innen zur Erde hinabgestoßen wurden, wo sie nahe Kampaniens bei einigen Klaftern tief in den Vesuv stürzten. Daselbst fanden sie - ganz im Innersten des Vulkans - eine von Gott geduldete Bleibe. Und ihre Tätigkeit besteht bis heute darin, für alles Mögliche und Unmögliche Nutzungskonzeptionen zu ersinnen. Darin versuchen sie, einer den anderen zu übertreffen. Denn es ist ihr Glaube, dass alles nützlich sein muss, was getan wird. Und genau das ist der Grund, warum die Hölle existiert - und sie die Insassen dieses Ortes sind.
Was aber ist der Nutzeffekt dieser Hölle selbst? WIR, sagte der HERR, haben UNS gehalten gesehen, innerhalb UNSERER Schöpfung nun auch einen Ort für jene vorzuhalten, welche kraft eigener Anschauung nicht eingesehen wollen, dass manches geht, manch anderes aber nicht geht: Nutzungskonzeptionen für ewige und heilige Dinge wird es nie geben können. Denn die ewigen Dinge sind nicht notwendig. Sie sind deshalb in höherem Sinne gewissermaßen nutzlos. Und wenn man Nutzungskonzeptionen für nutzlose ewige Dinge fordert, zerstört man damit deren Sinn bzw. ihre Schönheit. Und die Summe solchen Zerstörungswerks ist die Nutzungskonzeption für die Hölle.
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