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Sein und Ewigkeit
"Dank"

Martin Heidegger (* 26. September 1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau)
  • Martin Heidegger (* 26. September 1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau)
  • hochgeladen von Matthias Schollmeyer

Auf sein Konto gehen solche Begriffe wie etwa „Sein-zum-Tode” und „Geworfenheit.” Eine neue Biographie dieses Mannes hat uns jetzt Lorenz Jäger geschenkt: „Martin Heidegger - Ein deutsches Leben. Rowohlt, Berlin 2021”. Heidegger stammt aus der Familie eines Mesmers und trieb sich als Knabe oft stundenlang auf der hohen über der Stadt gelegenen Turmstube von St. Martin in Meßkirch herum. Von dort aus beobachtete er, wie sich die Mauersegler hinaus in den Raum schwangen und in großen Bögen zum Turm zurückkehrten: Mystisches Raumerlebnis. Der durch die Vögel beschriebene Raum wurde dabei durch die viertelstündlich ertönenden Glockenzeichen und das Geläut zu Messen und Gebeten gegliedert und zugleich geistlich strukturiert: Reales Erlebnis der Zeit. Diese Knabenerfahrungen nennt Heidegger später seinen „Glockendienst” und die dabei wahrgenommene Existenz "Erfahrung von eigenem Dasein”. Heidegger wollte den denkenden Menschen als Hüter des Seins und des Heiligen betrachtet wissen. Am Anfang wollte er sogar Priester werden - dann wurde er doch nur einer der wichtigsten Philosophen des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Not des nach dem Sinn seiner Existenz sorgend fragenden Menschen nahm er dermaßen ernst, so dass aus dieser Sorge fast eine neue Sprache entstand, die über die jahrtausendelang eingeschliffene Tiefengrammatik platonisch-theoretischen Denkens weit hinausreicht. Ja, es stimmt: Heideggers Hauptwerk „Sein und Zeit” ist schwer zu lesen. Jedoch - wenn man die Mauersegler und Glockentöne darin hören will, atmet man beim Lesen zwar "viel" Zeit ein - dafür aber kleine Ewigkeiten wieder aus.

Heidegger stirbt zwei Tage, nachdem er den Religionsphilosophen Bernhard Welte, brieflich gebeten hatte, auf der Beerdigung etwas Gutes zu sagen - und Hölderlin sollte auch mit dabei sein. Welte, der den alten Weg der via negativa für zwei neue Gotteshinweise „aus dem Licht des Nichts“ genutzt hat („Religionsphilosophie“ Herder, Freiburg/Br. 1978 - unbedingt lesen!), hat seinem fast gleichaltrigen Lehrer diesen Wunsch gern erfüllt. Über die letzten Worte des Philosophen aus dem oberschwäbischen Meßkirch rätselt die Fachwelt noch. Heideggers Biograph Lorenz Jäger neigt denen zu, die der Ehefrau Glauben schenken. Sie sagte, Martin hätte zuletzt nur ein Wort zu ihr gesprochen und dieses lautete „Dank”. Das ist beispielhaft …

Autor:

Matthias Schollmeyer

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