am Sonntag
eine knappe Stunde
Der Philosoph Peter Sloterdijk stellt sein neues Buch „DEN HIMMEL ZUM SPRECHEN BRINGEN“ unter einen Vers des Matthäusevangeliums. Dort heißt es: „Und er sprach zu ihnen nicht, es sei denn in Gleichnissen” (Mt 13,34). Auf einer dreihundertfünfzigseitigen Reise durch die Geschichte liturgischer Versuche und heiliger Übungen wird zusammengetragen, wie Menschen nicht nur über den Himmel erzählt, sondern durch Reden und Schweigen versucht haben, den Himmel selber zum Sprechen zu bringen. Nicht der astronomische Himmel ist gemeint – sondern das, was in der säkularisierten Welt verloren ging. Der Himmel eben … Gönnen Sie sich in diesen unübersichtlich gewordenen Zeiten dieses Buch.
Im „Gleichnis vom vielerlei Acker” vergleicht Jesus am kommenden Sonntag das göttliche Himmelswort mit dem ausgesäten Samenkorn und den hörenden Menschen mit einem Acker. Den gibt es - trotz Felsboden, festgetrampeltem Mainstream, Dornenwüsten – ja, es gibt auch fruchtbare Beete. Das Himmelswort dringt wie eine Saat ein. Geht jedoch oft nicht auf … Man müsste sich also vom Rand weg, aus Dornen hinaus und vom Unland entfernt solchen Bereichen annähern, die dem Geistigen gegenüber interessiert und freundlich gestimmt sind. Der Kirchenraum mit Bildern und Musik, das gemeinsame Singen. Das Beten in Richtung der Unendlichkeitsadresse Gottes. Lauschen auf die Gleichnisse Jesu. Diese alle sind Fahrzeuge, denen wir uns anvertrauen könnten? Für eine Stunde am Sonntagmorgen. Diese Stunde schimpft nicht mit tagespolitischen Sorgen auf uns ein, sondern tröstet zum inneren Frieden. Sie klärt nicht zudringlich auf, sondern hilft zur Verklärung. Sie reißt das Heilige nicht analytisch auseinander, sondern erbaut und verbindet uns mit dem, was mehr ist als wir selbst. Folgte auch sie nur den üblichen Alltagslosungen, wäre die Kirche nicht mehr im Namen des Himmels unterwegs. Mit irdischen Bildern darf und soll sie versuchen, das Schweigen des Himmels zum Sprechen zu bringen …
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