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NUR?
leeres Stroh und Wolkendunst

leeres Stroh und Wolkendunst

Nur leeres Stroh. Nur Wolkendunst … Nur? Jeder Strohballen weist darauf hin, dass an den Halmen ganz oben einmal Ähren gewesen sind. Diese Ähren bargen das Korn für unser liebes Brot! Es gibt kein l e e r e s Stroh, nur das Korn ist inzwischen an anderem Platze! Ähnliches gilt für die Wolken. Seit uralten Zeiten sind die Wolken neben dem Schatten und dem eigenen Tod die treuesten Begleiterinnen. Wir schauen zu ihnen auf - hoffnungsvoll und manchmal mit Sorgen. Was werden sie bringen - Regen oder Sturm? Die Wolken wechseln ihre Gestalt und man versucht, in den dunstigen Fabelbildern dies und das zu sehen. An ihnen kann man beobachten, wie sich alles verändert. Nichts bleibt so, wie es war.

Zwei Wolken begleiten das wandernde Gottesvolk durch die Wüste bis hin zum Stroh in der Krippe, wo der kleine Jesus liegt. Kein leeres Stroh und kein Wolkendunst. Paul Gerhard dichtet in seinem Lied „Befiehl du meine Wege”:

DER WOLKEN, LUFT UND WINDEN
GIBT WEGE, LAUF UND BAHN -
DER WIRD AUCH WEGE FINDEN,
DA DEIN FUSS GEHEN KANN.

Was für eine schöne Idee! Wolken werden gelenkt - es gibt also  d o c h  irgendwie eine Ordnung für mein Leben, auch wenn ich sie erst aus der Rückschau akzeptieren kann. Vor dem Angesicht des Ewigen ist keine Lebensbahn im Winde verweht, kein einziges Leben war nur leeres Stroh.

In Gottesdiensten und Kirchenkonzerten freuen wir uns über die geistige Ernte, die wir Sonntag für Sonntag und Korn um Korn seit Jahrhunderten einbrachten. Wir vertrauen uns dem Zug der wolkigen Gestalten an und bitten darum, dass ihre guten Bilder bei uns Realität annehmen. All die biblischen Geschichten - in ihnen lesen wir auf den leeren Stoppelfeldern der Lebensjahrzehnte vom Sinn des Sinns in unserem Leben. Wir erfreuen uns gegenseitig am zarten Blau und Gold der Wunderberichte: Es gibt einen Himmel über den ratzekahl abgegrasten Feldern sterblicher Schicksale. Nur wir sind es,  die darin oft ein leeres Stroh sehen. Müsste man aber nicht immer auch das nährende Brot erinnern? Und die himmelblaue Spur gnadenvoller Weltjahre aus Werden, Vergehen und Wachsens großer Geheimnisse.

So wünschen wir einander in diesen Tagen Gottes Segen unter demselben Himmel auf eben derselben Erde, die schon Adam bebaute, Maria ihrem Kinde zeigte und die der Meister Jesus dann mit den Seinen freudig erkundete.

Autor:

Matthias Schollmeyer

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