von Begräbnissen
und Geburten
Eginald Schlattner - jahrelang Gefängnispfarrer in Siebenbürgen - schreibt, er habe mit den Gefangenen während der Zeit ihres Strafvollzugs vorrangig nie über die Vergangenheit geredet. Stattdessen mehr für die Gegenwart gebetet. Und um Zukunft. Nur auf diese Weise halte man Gefängnisse auf beiden Gitterseiten aus: Also - weniger das Gestern betrachten, dafür aber in der Gegenwart um Zukunft bitten. Mangels ernst genommener Gegenwart verlieren sich nicht wenige von uns schnell in der Vergangenheit und ihrer Bewertung. Aber „Die Gegenwart ist eine große Göttin” notiert D. Bonhoeffer im Gefängnis.
Wir Menschen sind zwischen den Kerkermauern unseres Daseins auf unterschiedlichen Wegen unterwegs. Manchen geht es hauptsächlich nur um Vergangenheit. Anderen vornehmlich um Gegenwart und Zukunft.
Auch bei kirchlichen Trauerfeiern verhält es sich so: Man blicke in die Vergangenheit nur, insofern man „Ja” sagen wird zu dem, was war. Im besten Fall wird es dankbares Sichverbeugen sein. Gerade in dieser besonderen einen Stunde, wenn die Kirche für und mit den Trauernden Abschied nimmt, beginnt sie etwas Neues. Es geht nicht um zurückliegende biographische Details. Wichtiger ist das Glauben-Wollen im Blick auf Kommendes. Von diesen Bereichen jenseits aller Gitter lasen wir schon hier und da, genauso wie wir über die Nah-Tod-Erfahrungen Einzelner staunen.
Ob also die Seele im Gefängnis ihres Körpers als Gefangene lebt, bis der Tod die Zellentür einreißt - oder ob nicht eigentlich der Leib in einer Seele wohnt, die weit größer ist als ihr Bewohner? Eigentlich ist da alles offen ...
Nachdem wir dreimal Erde in die Gruft streuten, treten wir nicht nur gesenkten Hauptes zur Seite. Wir schauen nach oben, wo Wolken fliegen, Vögel schweben und winzige Flugzeuge mit Silberschnüren zarte Zeichen aus Nebel (auch Kreuze) an die Himmel malen. Zwar sehen auch Christen am Ende in’s Vergangene zurück. Aber sie sehen hindurch. Ins Offene dessen, was sie hoffen, dass es kommt.
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