Jesus heilt (12. Sonntag nach Trinitatis)
die Sinne und den Sinn
Die Bibel malt uns ein buntes Bild, wie Jesus geheilt hat: Böse und Gute, Kranke und Besessene. Die meisten von denen waren ja tatsächlich gar nicht besessen, sondern einfach nur krank! Daran hat sich nicht viel geändert. Nur wenige sind wirklich böse (gemacht worden).
Wie dem auch sei, mit einer sonderbaren Mischung aus Gebet, Sand und Spucke heilt Jesus: „Er nahm den Taubstummen aus der Menge beiseite, legte ihm die Finger in beide Ohren, spuckte aus und berührte seine Zunge” (Mk 7,31ff). Ein andermal schmiert er Brei aus Speichel und Sand in die Augen eines blinden Mannes. Der wird sehend (Joh 9,1ff). Allen, die keinen Durchblick mehr haben. Allen, die sich die Ohren zuhalten. Allen, die Angst haben, ihren Mund aufzumachen: Der Arzt vom Kreuz ist zur Stelle! Mit seiner Hilfe bleibt man immun. Spuck aus. Gib den ZerstörerInnen natürlicher Sinne und des Sinns keine Chance! Stefan George (1868 – 1933) beschreibt seine Zeitgenossen als von der Politik sinn-los gemachte „Massenmenschen”:
… Larven aus faulenden Hirnen gekrochen, / sind uns ins Leben hereingebrochen. / Breiten sich dreist über alle Gassen: / ›Das Reich ist unser: Wir kommen in Massen. / Der geht noch aufrecht – reisset ihn um. / Der hat noch ein Antlitz – zerret es krumm! / Der schreitet noch – er schleiche und hinke. / Der schaut noch – macht dass er schiele und zwinke! / Kein Arm: wir brauchen nur Taster und Greifer. / Kein Blut: Wir brauchen nur Gallert und Geifer. / Hinweg mit Seelen mit Höhen und Himmeln. / Wir brauchen nur Staub: Wir, die kriechen und wimmeln.‹
Schreiten statt Kriechen. Sei das Ziel. Wäre Alternative … Dazu helfen besonders auch die Jesusgeschichten, denn sie richten innerlich auf. Wer sie kennt, stellt sich nicht mehr blind. Stellt sich nicht mehr taub. Wischt den Sandmann aus beiden Augen und liest laut zwischen den Zeilen! Bei Lukas heißt es: „Kraft ging von ihm aus – und so heilte er sie alle!” (Lk 6,19).
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