Gäste
in Mamre
Zu Mamre, da erschien ihm Gott im Haine
uralter Terebinthen - Baum an Baum.
Versunken ruhte Abraham beim Scheine
der Mittagssonne in des Tages Traum.
Die Tür zum Zelt nur angelehnt, fast offen -
er öffnete die Augen, um zu schau'n:
Drei nahten sich - in kostbarlichsten Stoffen.
Und da er’s sah, ließ fahren er die Tür
und bückte sich zur Erde hochbetroffen
und sagte: „Fand ich Gnade, HERR, vor dir
und deinen Boten, gehe nicht vorüber.
Nehmt mir vom Wasser, Schatten sei euch hier,
auch Brot zur Speise, setzt getrost euch nieder
erlabet flugs das wandermüde Herz -
betretet neu gestärkt die Straße wieder.
Sie nickten und er - wieder hüttenwärts -
hieß Sarah backen, rief dem Knecht, zu schlachten
und braten dann im Feuer heißen Herds.
Dann trug er’s selber vor das Zelt zu achten,
wie sie sich über dieses Festmahl machten.
Die Frage kam: „Wie geht es deinem Weibe?“
Er: „Sarah? Die ist drinnen in dem Zelt.“
Sie meinten: „Etwas ist mit ihrem Leibe -
wie bei den Frauen üblich in der Welt.
Wohl übers Jahr woll'n wir den Sohn besehen,
den Gott dann eurer Hütte zugesellt."
Doch Sarah, müde aller Lust und Wehen
- ward lange schon seit Jahren nicht mehr rot -
im Zelte lacht. Man hört: „Das wird nicht gehen!“
Da haben ihr die Gäste mild gedroht:
„Was lachst du heimlich hinter deiner Türe -
vor Gott, dem Ewigen, gilt keine Not.
Glaubst, Sarah, du, dass man dich irreführe?
Der HERR ist groß. Ums Jahr auf diese Zeit!
Was immer auch uns dreien widerführe:
Zur Mutter haben wir dich benedeit!”
Ehrfürchtig Sarah sprach: „O nein - ich machte
mich lustig nicht. Bin bloß ein altes Weib … "
Der Gäste einer sagte leis und sachte:
„Dann war der HERR es selbst, der in dir lachte."
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