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Kantate 2022

Apostelabenteuer

92. Gesang - Apostelabenteuer (Acta 16,16ff)

„Lasst euch vom Geiste nach Philippi leiten!“
So träumte Paulus nachts und schreckte auf.
Mit dem Gefährten Silas früh beizeiten

- nach frohem Morgenlob - beginnt ihr Lauf:
Wir seh’n die beiden treuen Weggenossen
zur Stadt der Heiden ziehen hoch hinauf.

Für diesen Tag hat Gott, der HERR, beschlossen,
begegnen sie zu lassen einer Magd,
der sich ein Teufel hatte eingeschlossen -

zur Zukunftsdeutung zwingt er - ungefragt.
Die Magd folgt den Aposteln laut mit Schreien:
„Euch sandte Gott auf die Dämonenjagd.“

Tagtäglich muss die Arme benedeien:
„Ihr Männer zeigt den Weg zur Seligkeit!“
bis Paulus davon wollte sie befreien

und rief: „Daimonio, fahre aus der Maid!“
Der Böse wich, zu Ende kam das Deuten,
geheiligt schwieg das Weib für alle Zeit.

Doch fehlt dem Herrn der Magd des Geldes Läuten,
das sie verdiente ihm mit Therapeuten.

Philippi ist die Stadt, wo dies geschehen,
noch mehr in Ephesus es Ärger gab:
Dort wird als Herrin Artemis gesehen,

ihr Bild ziert Gärten, Tempel, Haus und Grab.
Da die Apostel nun dem Städtchen nahen,
beherzten Schritts, zur Hand den Wanderstab,

Demetrus rief die jene Kunst versahen,
wie man aus Erz ein Götterbildnis schied.
Die ganze Gilde lässt sie laut bejahen:

„Groß ist die Artemis!“ mit lautem Lied.
Drei Stunden lang hört man die Rufe gellen,
bis spät am Abend dann die Sonne schied.

Das Volk strömt emsig zu des Tempels Schwellen
und neigt sich vor des Künstlers Gnadenbild.
Vor tausend Nischen blinkt es auf Gestellen -

umschart von Hunden und erlegtem Wild.
Aus lautrem Silber Artemis gegraben,
die Jungfrau, keusch sich bergend unterm Schild.

Weil die Apostel sie bezweifelt haben,
stieß beide man zum Markt als Prügelknaben.

Befohlen ward, dass man sie tüchtig stäupe,
drauf warf die zwei man in des Kerkers Loch.
Sehr tief hinab führt ihres Weges Loipe,

bei etwa neunundvierzig Stufen noch.
Der Kerkermeister sorgsam band die Füße
in einen hölzern Block den Männern hoch.

Anstatt nun zu betrauern, dass man büße,
begannen Paul und Silas Mitternacht
zu singen und zu beten voller Süße:

„Gepriesen du, HERR, Gott - und deine Macht.“
Davon fing an die Erde zu beleben
sich bald, es hüpft und bebt Verließ und Schacht.

Aus ihren Eisenangeln wollten heben
sich Tor und Tür - bis weithin aufgetan
und offen alles stand, wie Spinnenweben

die Fesseln sprengt’s - trotz festen Schlosses Zahn.
Der Kerkermeister fuhr aus tiefem Schlummer -
und sah zur Freiheit offen eine Bahn.

Gleich zog das Schwert in toderschrocknem Kummer -
der Mann, doch Paulus rief: „Sei bloß kein Dummer!

Wir sind noch alle hier, du musst nicht zagen.“
Da huldigt ihm der Kerkerwächter bleich
und spricht: „Ihr lieben Herren, wollt mir sagen,

was muss ich tun, zu erben Gottes Reich?“
Die Antwort hallt von den Gefängnismauern:
„Dem Heiland Jesus Christus traue gleich,

dann wirst du und dein Haus noch lange dauern.“
Und sagten Frohe Botschaft ihm vom HERRN,
man sah die Seinen zahlreich um ihn kauern

und alle in dem Hause hörten´s gern.
Bereitet wird ein Mahl zu später Stunde,
man wäscht die Striemen ab und nimmt den Stern

des neuen Glaubens an und dessen Kunde.
Als früh der Morgen naht mit hellem Tag,
da tritt des Hauptmanns Diener in die Runde

und liest Befehle vor: „Ich untersag,
die beiden Männer weiter fest zu halten.
Verzeiht, dass man euch raufte - Schlag um Schlag.“

Wie immer aus des Schicksals dunklen Falten
auch hier erahne wahrer Wunder Walten.

Autor:

Matthias Schollmeyer

Webseite von Matthias Schollmeyer
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