Bufdis: »Das ist der Hammer!«
Hunderte Jugendliche engagieren sich im Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) für das Reformationsjubiläum. Auch sie sorgen mit dafür, dass alles läuft.
Von Dieter Sell
Wo sich die Wittenberger Welterbestätten zwischen Lutherhaus und Schlosskirche auf 1 000 Metern wie auf einer Perlenkette aneinanderreihen, fühlt es sich noch an wie die große Ruhe vor dem Sturm. Das wird sich ändern, wenn die Feiern zum 500. Reformationsjubiläum in ihre heiße Phase treten. Mittendrin helfen dann etwa 250 Bufdis bei der Organisation. Junge Leute, die sich für einen Bundesfreiwilligendienst in Wittenberg entschieden haben.
Drei von ihnen sind Miriam, Johann-Hendrik und Paula, die aus dem Nordwesten Deutschlands kommen. Nach dem Abitur sind sie nach Wittenberg in die »Straße der Völkerfreundschaft« gezogen. »Kurz Völkerfreundschaft«, sagt Miriam, die gemeinsam mit anderen Volunteers eine der Wohngemeinschaften in Plattenbauten bezogen hat. Die Neu-Wittenberger, meistens im Alter zwischen 18 und 26 Jahren, eint die Lust, an einem großen Projekt mitzuarbeiten.
Und es wird groß: Konfirmandencamps, Weltausstellung zur Reformation, Europäischer Stationenweg mit Endpunkt Wittenberg, ein Abschlussgottesdienst zum Deutschen Evangelischen Kirchentag auf den Elbwiesen – überall sind die Volunteers eingebunden. Alleine zu den Konficamps werden im Sommer rund 16 500 Jugendliche erwartet.
Zur Weltausstellung rechnet Geschäftsführer Hartwig Bodmann vom organisierenden Verein »Reformationsjubiläum 2017« mit etwa 500 000 Besuchern. Beim Abschlussgottesdienst könnten es bis zu 200 000 Menschen werden, vielleicht auch mehr. Für die kommenden Monate werden in der Spitze täglich Tausende Gäste aus aller Welt in der Stadt erwartet, die der Reformations-Geschichte nachgehen.
Große Zahlen. Aber nichts, was die drei schrecken könnte. »Ich möchte mit vielen Menschen zusammenkommen«, bekräftigt Johann-Hendrik. Zu seinen Wurzeln gehört wie bei Miriam die kirchliche Jugendarbeit.
In Arbeitsgemeinschaften bereiten die Freiwilligen beispielsweise Workshops für die Camps vor, planen Straßenaktionen, organisieren Öffentlichkeitsarbeit, helfen beim Souvenirverkauf, renovieren Wohnungen für Volunteers, die noch kommen. »Wir stellen das alles gemeinsam auf die Beine, das ist der Hammer«, freut sich Paula, die unter anderem Erfahrungen aus einer Jugendkirche mitbringt. »Die Volunteers sind engagiert, bringen neue Ideen ein, fragen anders, begeistern uns«, sagt Christof Vetter, Kommunikationschef des Vereins für das Reformationsjubiläum.
Doch es gehe nicht nur um die Arbeit, verdeutlicht Miriam. »Wir kriegen hier viel dazu: Neue Erfahrungen, viele Leute, ein Gefühl von Freiheit.« Das sei ein schöner Übergang von Schule und Elternhaus hin zum nächsten Schritt. Miriam spricht von »warmem Entzug«, verbunden mit der Aufgabe, sich selbst zu organisieren. Und fügt hinzu: »Es gibt hier niemanden, der dir sagt: aufräumen, Staub saugen.«
»Selbsterfahrung, nicht mehr bei den Eltern wohnen, das eigene Geld managen, Verantwortung übernehmen, neue Freundschaften, ausprobieren, was mir Spaß macht und was nicht« – das ist es auch, was Paula neben der Mitarbeit fasziniert. Und dann ist da noch das, was die Freiwilligen aus ihrer Freizeit machen. Johann-Hendrik spricht von Schlafmangel, davon, dass viel gefeiert wird.
Das passt zu den Tipps, die die ersten Volunteers für alle anderen aufgeschrieben haben. »Nicht wundern, wenn eure Nachbarn alles über euch wissen«, heißt es da beispielsweise. »Dann könnte es sein, dass man sich in den WGs zu laut unterhält. Achtung: Die Wände sind sehr dünn. Und auch: »Seid offen für alles und fragt immer nach, wenn ihr euch unsicher seid. Alle sind mega-nett und werden euch gerne helfen.«
Miriam schwärmt und fasst zusammen: Wer sich für Wittenberg entscheide, bekomme ein Gesamtpaket: »Neue Freunde, viel Gemeinschaft – und die Chance, Verantwortung zu übernehmen.«(epd)
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