Das Buch der Bücher neu entdecken!
Bibelturm Wörlitz ist mit neuer Ausstellung in die Saison 2017 gestartet
Von Angela Stoye
Dem Turm der neogotischen Petrikirche in Wörlitz ist von außen nicht anzusehen, dass er mehr enthält als steinerne Stufen, die sich zu einer Aussichtsplattform emporwinden, eine Glockenstube und den Raum für die Turmuhr. Er trägt seit 1994 den Namen Bibelturm – eine ökumenische Initiative in Anhalt. Dieser ist Programm. Mit einer Ausstellung in den Räumen der früheren Türmer-Wohnung lädt er Besucher ein, das Buch der Bücher zu entdecken. Am 9. April ist unter dem Titel »feste feiern« die inzwischen vierte Schau eröffnet worden. »Sie richtet sich auch an Besucher, die über die Bibel und über Kirche kaum etwas wissen«, so Kuratorin Annett Helmecke-Possehl.
Die Gartenreich-Touristen sehen bei ihrem Weg hinauf zur Aussichtsplattform automatisch Elemente der Ausstellung und werden damit eingeladen, stehenzubleiben, zu schauen, zu lesen und zu hören. Das beginnt in Höhe der Orgel-Blasebalg-Kammer mit einer Kirchenjahresuhr und Info-Tafeln, auf denen der Jahresfestkreis, die Berechnung der Festtage und die liturgischen Farben erläutert werden. Letztere ziehen sich durch das Ausstellungsdesign. Im nächsten Raum werden Advent, Weihnachten und Epiphanias in Wort und Bild erklärt, können sich Besucher die Weihnachtsgeschichte vorlesen lassen oder eine Pantomime von Carlos Martinez zum Besuch der Weisen aus dem Morgenland ansehen. In der nächsten Ebene dreht sich alles um Passion und Ostern und es gibt Antwort auf die Frage, was Hasen, Lämmer und bunte Eier mit all dem zu tun haben.
Wer nach so vielen Informationen und Stufen eine Pause benötigt, ist im achteckigen Raum direkt unter der Aussichtsplattform richtig. Unter hellblauem Zeltdach, bei gedämpftem Licht und leisen Taizé-Gesängen im Hintergrund werden Himmelfahrt, Pfingsten und das verbindende Element – der Heilige Geist – thematisiert. »Diese unsichtbare Kraft zu beschreiben ist wirklich schwierig«, sagt Annett Helmecke-Possehl. Aber Symbole wie die Taube, der Wind oder fließendes Wasser zeigten seine verschiedenen Facetten auf.
Im Vorfeld des Reformationsjubiläums beschloss der ökumenische Beirat des Bibelturms, alles neu zu machen. Rund 55 000 Euro hat die Erneuerung der Räume und der Ausstellung gekostet. Die Umsetzung lag in den Händen des Büros für Gestaltung »otyp« aus Potsdam und der Tischlerei Walther-Expo aus Coswig. Neben Texten, Bildern und einem Bibellese-Turm setzen die Macher auf Medien wie Hörstationen, Videos oder Interaktives. Aus den bisherigen Ausstellungen geblieben sind die künstlerisch gestalteten Fenster im Oktogon und Informationen zur letzten Wörlitzer Türmerin Imme Brune, die von 1958 bis Mitte der 80er-Jahre im Petrikirchturm lebte. Die Frage, ob das Jubiläumsjahr 2017 mehr Besucher anziehen wird, kann erst zu Saisonende Mitte Oktober beantwortet werden. Im vergangenen Jahr kamen immerhin 11 000.
Täglich (außer Mo), 11 bis 17 Uhr
www.bibelturm.de
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