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»Die Melodie muss sich im Ohr festsetzen«

Elvira Mahler | Foto: privat

Festgottesdienst in Wittenberg mit preisgekrönten Liedern eines europäischen Wettbewerbs

Von Michael von Hintzenstern

Bei einem Festgottesdienst der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) zum 500. Reformationsjubiläum werden am Sonntag, 19. März, in der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg erstmals fünf neue Lieder vorgestellt und gesungen. Ausgewählt wurden sie bei einem 2015 ausgeschriebenen »Europäischen Reformationsliederwettbewerb«. Die Predigt hält Landesbischöfin Ilse Junkermann.
Bei der ersten Ausschreibungsrunde bestand die Aufgabe darin, einen neuen Text zu einer klassischen lutherischen, reformierten oder methodistischen Melodie zu verfassen bzw. eine Vorlage für eine spätere Vertonung zu liefern. Hierfür wurden Beiträge aus sieben Ländern eingereicht, von denen die international besetzte Jury fünf Liedtexte für eine Neuvertonung auswählte. Je ein deutscher, norwegischer, dänischer und zwei ungarische Texte gelangten so in die zweite Wettbewerbsrunde. Sie wurden dazu auch jeweils ins Englische übersetzt, um eine internationale Beteiligung zu ermöglichen. Die musikalische Gestaltung sollte in zwei Kategorien erfolgen: »traditionell« und »modern«.
»Uns war wichtig, dass das Lied auch von der Gemeinde gut singbar ist«, erläutert Jochen Arnold, Direktor des Michaelisklosters in Hildesheim und Liturgiebeauftragter der GEKE, die Überlegungen der Jury. »Die Melodie muss sich im Ohr festsetzen und darf nicht zu komplex sein. Außerdem sollte sie von Orgel oder Keyboard, gegebenenfalls auch Gitarre, gut begleitet werden können.« Mitglieder des Gremiums waren neben ihm die Studienleiterin für kirchenmusikalische Fort- und Weiterbildung in Berlin, Kirchenmusikdirektorin Dr. Britta Martini, und der dänische Kirchenmusiker Peter Steinvig (Methodistische Kirche).
Unter den erfolgreichen Autoren befindet sich eine Teilnehmerin aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland: Elvira Mahler (55) aus Zeitz, von der gleich zwei Beiträge ausgewählt wurden: ein Tauflied und der Song »Ich suche meinen Weg«. Die ursprünglich in einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) tätige Veterinäringenieurin und jetzige Gemeindepädagogin ist seit 1994 im Kirchenkreis Naumburg-Zeitz tätig und unterrichtet Evangelische Religion an acht Schulen. »Ich habe schon als Kind viel gelesen, aber auch selbst sehr gern gereimt oder kleine Geschichten geschrieben. Bis zu meinem Gemeindepädagogikstudium 1996 war mein Talent mehr oder weniger verschüttet«, berichtet sie im Gespräch mit der Kirchenzeitung. »Mein Dienst in Gemeinde und Schule inspirierte mich wieder zum Schreiben.«
Oft erweise sich ein konkreter Anlass als Auslöser. So auch bei der Entstehung ihres Taufliedes. »Gute Freunde baten mich und meinen kleinen Gospelchor, die musikalische Umrahmung der Taufe ihres kleinen Sohnes zu übernehmen. Das junge Paar hatte viele Jahre auf Nachwuchs gewartet und beinahe die Hoffnung aufgegeben, jemals Eltern zu werden. Nun hatte sich ihr lang ersehnter Kinderwunsch erfüllt. Ein kleiner Junge erblickte das Licht der Welt. Welch ein Glück und eine große Freude. Und eben diese Freude und eine tiefe Dankbarkeit erfüllten die Herzen der jungen Eltern und nach einem Gespräch mit ihnen auch mich.«
Insgesamt haben sich 100 Musiker, Dichter und Songwriter beiderlei Geschlechts mit etwa 120 Einsendungen am Wettbewerb beteiligt. Ziel der Ausschreibung sei es gewesen, Anliegen der Reformation und des Protestantismus einer breiteren kirchlichen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich zu machen, betont Jochen Arnold. Über den Weg der Musik ginge das besonders gut, denn »gerade um auch junge Menschen zu erreichen, ist das ein absoluter Schlüsselfaktor. Musik erreicht die Herzen, wie vor 500 Jahren, so auch heute.«
Zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) – Leuenberger Kirchengemeinschaft haben sich 94 protestantische Kirchen in Europa (und in Südamerika) zusammengeschlossen. Lutherische, reformierte, unierte, methodistische und vorreformatorische Kirchen gewähren einander seit 1973 Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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