Offene Kirche: In Werben passen die Nachbarn auf
Treffpunkt im Dorf
»Die Initiative ging von dem Festkreis aus, der die 1 000-Jahr-Feier unseres Dorfs organisiert hat. Und dann ging eigentlich alles ganz schnell«, sagt Eva-Maria Osterberg. Die Pfarrerin des Kirchengemeindeverbands Zörbig (Kirchenkreis Wittenberg) freut sich, dass die Kirche des kleinen Dorfs Werben seit vergangener Woche eine verlässlich geöffnete ist.
Im Sommerhalbjahr können Besucher von 8 bis 20 Uhr, im Winterjahrhalb bis 18 Uhr die Kirche besuchen und dort beten, eine Kerze anzünden, singen, die Stille genießen oder nach der Grabpflege rasten. Ehrenamtliche schließen die Kirche auf und wieder zu, es gibt keine Aufsichtspersonen. »Die Kirchengemeinde hat dabei keine Bedenken. Die Kirche liegt nicht an einer Hauptstraße und die unmittelbaren Nachbarn haben einen Blick darauf«, sagt die Pfarrerin.
Vielmehr überwiege die Freude, die Kirchengemeinde und Dorfgemeinschaft teilen möchten. In mühevoller Arbeit und mit viel ehrenamtlichem Einsatz haben sie in den vergangenen Jahren die Kirche saniert.
Nachdem 1875 ein Vorgängerbau wegen seines desolaten Zustands abgerissen wurde, baute sich das damals wohlhabende Dorf in nur einem Jahr eine neue Kirche und weihte sie 1877 ein. Der Porphyr-Sandstein-Bau wurde im Stil des Historismus errichtet und erhielt eine Rühlmann-Orgel, deren Zinn-Pfeifen wie durch ein Wunder den Ersten Weltkrieg überdauerten und im Gegensatz zur Bronzeglocke nicht eingeschmolzen wurden, berichtet der Heimatforscher Benny Berger in seiner Festschrift zum Jubiläum.
In den 1990er-Jahren wurden Dach und Turm saniert und vor zwei Jahren der Innenputz erneuert. Die Handwerker überließen danach das Baugerüst Gymnasiasten aus Wolfen, die mit ihrem Kunstlehrer Volker Neuholz, der auch Gemeindeglied in Werben ist, die neuromanischen Malereien in Chor und Apsis wieder sichtbar machten. So entstand der gemalte Wandbehang neu, ebenso der Sternenhimmel. »All dies wollen wir gerne zeigen«, sagt Pfarrerin Osterberg.
Die Kirche in Werben, das rund 120 Einwohner zählt und zur Stadt Zörbig gehört, ist zentraler Treffpunkt im Dorf und auch ein Ort für Kunst und Kultur. Gottesdienste in der kleinen Gemeinde feiert die Pfarrerin monatlich. Sie betreut insgesamt neun Dörfer: Werben ist das einzige mit verlässlich geöffneter Kirche.
In der EKM sind derzeit rund 30 Prozent der gut 4000 Kirchen und Kapellen verlässlich geöffnet. (G+H)
Autor:Online-Redaktion |
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