Gedanken zum Monatsspruch September
Aufräumen, Loslassen, Lieben
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? (Mt 16,26)
Kennen Sie Marie Kondo? Die Japanerin schreibt Bücher, hält Vorträge, hat eine eigene Fernsehsendung, berät Familien und Singles und feiert weltweit Erfolge. Ihr Thema: Aufräumen. Das Ausmisten von Kellern, Kommoden, Schubladen und überhaupt der ganzen Wohnung. Die innerliche Befreiung durch Wegschmeißen. Ihre einfache Botschaft: Das Lebensglück wohnt in einem aufgeräumten Wandschrank. Denn äußere Ordnung bedeutet innere Ordnung. Dafür gilt es auszuwählen, sich zu verkleinern, Dinge aufzugeben – und zu entsorgen. Eigentlich gar nicht schlecht: Besitz allein macht eben noch nicht glücklich, stimmt doch.
Bei Jesus klingt es ähnlich. Was bedeuten schon alle Reichtümer der Welt gegenüber der Seele? Auch er meint: so etwas wie Glück entsteht nicht aus dem, was ich an äußerlichen Dingen mein Eigen nenne: Mein Auto, mein Haus, meine Briefmarkensammlung, ja, nicht einmal mein großer Garten. Nein, das alles ist verdächtig, denn es könnte ja sein, es geht dabei nur um mich. Besitz ist immer ambivalent, weil er ein Sprungbrett ist für Neid und Geiz und Gier. Aber deswegen gleich alles wegwerfen?
Schaden würde es sicher nicht. Aber der Punkt ist doch ein anderer. Armut ist kein Selbstzweck und der Verzicht an sich noch keine Tugend. Auch ist eine übervolle Wohnung erst einmal ein Wohlstandsproblem. Deswegen ist es mit dem reduzierten Schuhregal und dem entrümpelten Dachboden noch nicht getan. Viel eher kommt es auf den Umgang mit den Dingen an, die mir geschenkt sind. Ob viel oder wenig, ob karg oder gemütlich – etwas stimmt nicht, wenn mir mein Besitz den Blick verstellt: Den Blick auf meinen Nächsten. Auf die Menschen, die mir anvertraut sind. Auf das Leben mit meinem Gott. Äußere Ordnung kann helfen. Doch ist sie nur der erste Schritt.
Christoph Rätz
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