Gottes Gartenhaus auf Reisen
Bilanz: Kirche auf der Thüringer Landesgartenschau in Apolda
Von Beatrix Heinrichs
Ein frischer Septemberwind holt das erste Laub von den Bäumen. Auf den Wegen an der Herressener Promenade sind die Gärtner nun mit Rechen und großen Weidenkörben unterwegs. Auch in Gottes Gartenhaus kündigt sich der Herbst an: Die Rebe neben dem Altar trägt volle, weiße Trauben – fast wie gemalt.
Seit im April die 4. Thüringer Landesgartenschau in Apolda ihre Pforten öffnete, ist die kleine Lichtung zwischen Friedensteich und Herressener Bach für viele Besucher zu einem »Lieblingsort«, einer Insel der Ruhe geworden. Die Seiten im Gästebuch der Glaskirche sind gefüllt mit Dank – für die Möglichkeit zum Innehalten, für gute Gespräche, die kleine Auszeit vom Alltag.
Der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Apolda-Buttstädt hat gemeinsam mit zahlreichen Ehrenamtlichen, der katholischen Kirchengemeinde, diakonischen Einrichtungen und mit Unterstützung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt. Unter dem Motto »ganz nah« wurden Vorträge, Konzerte, Theater, Musical und Meditation geboten. Dreimal täglich wird geläutet, zu Andachten und sonntags zum Gottesdienst. An den Hochbeeten vor Gottes Gartenhaus konnten die Besucher von Pfarrer Johannes Schmidt Wissenswertes über die biblische Pflanzenwelt erfahren und sehen, dass Gottes Geschichte mit den Menschen in einem Garten beginnt und in einem Garten endet.
Möglichkeit für eine kleine Auszeit vom Alltag
»Unsere Veranstaltungen waren durchweg sehr gut besucht«, berichtet Superintendentin Bärbel Hertel. Ende August zählte die Landesgartenschau den 300 000. Besucher und erreichte damit schon vor ihrem Ablauf das geplante Mindestziel der Organisatoren. »Es kam nicht selten vor, dass wir noch zusätzliche Stühle vor dem Gartenhaus aufstellen mussten«, erinnert sich Bärbel Hertel. »Das hat unsere Erwartungen weit übertroffen.«
Das gute Gelingen sei auch den engagierten Gästebegleitern zu verdanken, sagt Bärbel Hertel. »Die Ehrenamtlichen sind hier mit viel Begeisterung und Einsatzbereitschaft im Dienst.« Einer von ihnen ist Ulrich Köstli. Der evangelische Christ ist eigens aus dem Erzgebirge angereist, um in Apolda mitzuhelfen. »Ich bin ein großer Gartenschau-Fan, ich helfe gern und finde es spannend, mit so vielen unterschiedlichen Menschen an Gottes Gartenhaus ins Gespräch zu kommen«, erzählt er. Vielleicht nimmt er bald einen der transparenten Plastikstühle aus dem Gartenhaus-Inventar mit nach Hause.
Gartenstühle als Andenken reserviert
Die Stühle hätten sich schon einige der Gästebegleiter als Andenken reservieren lassen, weiß Bärbel Hertel. Auch für die Gartenbänke, die Bibelpflanzen und Hochbeete werden Nachnutzer gesucht. Ein Interessent für den Kirchenpavillon sei schon gefunden, verrät die Superintendentin. »Sehr wahrscheinlich tritt unsere schöne Glaskirche bald eine Reise nach Süddeutschland an.«
Wenn nämlich am 24. September, nach 149 Tagen, die 4. Thüringer Landesgartenschau endet, muss der Standort wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Das 15 Hektar große, aufwendig sanierte Parkareal mit der denkmalgeschützten Herressener Promenade und den beiden Teichen, soll ab 2018 mit dem Abbau des umlaufenden Zauns wieder frei zugänglich sein. »Vielleicht kann das Steinfundament von Gottes Gartenhaus erhalten bleiben«, sagt Bärbel Hertel. »Für alle, die sich hier eingebracht haben, wäre das ein schöner Treffpunkt, ein Erinnerungsort.«
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