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Gotteslob in Backstein

Die Thüringer Landesgartenschau öffnet nun ihre Tore und lockt Menschen aus Nah und Fern in die einstige Glocken-, Strick- und Wirkwarenstadt Apolda. Menschen, die aus Richtung Weimar per Bahn anreisen, erblicken zunächst den 72 Meter hohen, stadtbildprägenden Kirchturm der Lutherkirche.

Von Hartmut Ellrich

Der rote Ziegelbau von Johannes Otzen wirkt wie ein Magnet. Erst recht im Lutherjahr und nach der erfolgreich abgeschlossenen Sanierung, Renovierung und Restau­rierung des Innenraums bis Ostern 2017. Und ein rund zwei Kilometer langer »roter Faden« aus gestrickten, genähten, gefilzten und gehäkelten Einzelstücken nimmt Bezüge auf und verbindet als Aktion von Landesgartenschau und Stadt Paulinenpark und Herressener Promenade miteinander – mittendrin GlockenStadtMuseum und Lutherkirche.
Der 1890 bis 1894 entstandene Historismus-Bau sucht seinesgleichen. Er wurde nie zerstört und bewahrt in seinem Inneren die bauzeitliche Ausstattung in einer Geschlossenheit, die man so vermutlich kein zweites Mal findet. Thüringens Landeskonservator Holger Reinhardt hat recht, wenn er Otzens Kirchenbau als »Bauwerk von nationaler Bedeutung« charakterisiert. Es ist eine unsymmetrische Kirche, die zweite, die der berühmte Kirchenbautheoretiker und Kirchenbaumeister nach der Apostelkirche von Ludwigshafen am Rhein errichtet hat.
Heute undenkbar: für den Kirchenbau wurde eigens ein Verein gegründet, der ein halbes Jahrhundert lang Spenden sammelte, die den im Übrigen aus städtebaulichen Gründen nicht geosteten Neubau am Melanchthonplatz ermöglichten: 307 000 Mark. Die Kirchengemeinde wäre heute froh über solche Unterstützung oder einen Mäzen, der sich des gewaltigen, rund 1 000 Menschen fassenden Gotteshauses annehmen würde. Längst ist die Sanierung und Restaurierung noch nicht abgeschlossen, weiß Küster und Hausmeister Roberto Bergmann zu berichten. Er wirkt seit 1989 an den drei Apoldaer Kirchen und ist beim Diakoniewerk Apolda angestellt. Seitdem begleitet er auch die Kirchenrenovierung, die Anfang bis Mitte der 1990er-Jahre mit der Außensanierung begonnen hatte. Für die jetzt erfolgte Innenrestaurierung wurde 2013 eine Musterachse gelegt. Pünktlich zum Auftakt der Landesgartenschau fallen die mächtigen Gerüste im Inneren.
Acht Restauratorinnen und Restauratoren waren damit beschäftigt, die Putzflächen zu reinigen, zu festigen und gegebenenfalls zu ergänzen. Die seit dem Bau salzhaltigen Sande machten es den Restauratoren nicht einfacher. Nun sind weite Teile instand gesetzt worden. Was noch fehlt, ist das Orgeljoch mit der Sauer-Orgel und der Bereich unter den Emporen. Es bleibt also noch genug zu tun.
Die Kosten dieser letzten Restaurie­rung betrugen 320 000 Euro, wovon 200 000 Euro vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und 70 000 Euro durch den Reformationsfonds abgedeckt wurden. Den immer noch gewaltigen Rest bringt die Kirchengemeinde aus Eigenmitteln und mit Hilfe des Fördervereins auf.
Jetzt erstrahlt das Innere wieder im Glanz der Jahrhundertwende. Das Besondere aber ist nur hörbar: die Glocken. Sie stammen aus drei Jahrhunderten (1722, 1870 und 1950) und drei Gießereien, und symbolisieren einmal mehr die Glockengießertradition Apoldas.
Sie laden seit dem Osterfest wieder zum Gottesdienst in die Lutherkirche ein. Damit sind Stadt und Kirchengemeinde um ein Juwel reicher. Dies gilt es im Rahmen der Landesgartenschau zu entdecken. Die »offene Kirche« bietet darüber hinaus von Mai bis Oktober als Kulturkirche zahlreiche Veranstaltungen – vom Schauspiel, über Orgelkonzerte und Vorträge bis hin zu Kinoangeboten, choristischen und solistischen Konzerten.

www.kirche-apolda.de

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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