Auf ein Wort zwischen Vokabellernen und Tischkicker
Couragepreis ehrt Engagierte des Begegnungscafés in Schlotheim
Von Katharina Freudenberg
In bunten Lettern grüßt das »Herzlich Willkommen« aus den Fernstern des Begegnungscafés. Viele Einheimische und Geflüchtete laufen täglich daran vorbei, auf dem Weg zum Supermarkt oder zur Arbeit. Durch die Tür treten allerdings nicht alle. Am zahlreichsten kommen die Geflüchteten, die in der drei Kilometer entfernten Gemeinschaftsunterkunft Obermehler untergebracht sind. Seit das Café im Februar 2017 unter Trägerschaft der Novalis Diakonie seine Pforten öffnete, trifft man dort in der Woche zwischen 14 und 17 Uhr viele junge Männer, einige Frauen und Kinder.
»Ich komme, um Deutsch zu üben«, so der 23-jährige Rabee Qumbarji aus Libyen. Er sei froh über die Hilfe, so könne er schnell ein hohes Sprachniveau erreichen, um später ein Studium im Bereich Informationstechnik aufzunehmen. Der 14-jährige Beke Ramadalova aus Mazedonien erfreut sich hingegen am Tischkickerspielen und kommt immer gemeinsam mit zwei Freunden. Beke ist dankbar, noch einen anderen Ort außerhalb seiner Unterkunft und der Schule zu haben.
Willkommen geheißen werden sie von Maximiliane Hoffmann, in deren Händen die Koordination des Begegnungscafés liegt. Im Verlauf des letzten Jahres hat sie viele Nationalitäten kennengelernt. Am Anfang kamen hauptsächlich Syrer und Afghanen, mittlerweile sind es vor allem Menschen aus Eritrea, Somalia, der Elfenbeinküste, Libyen oder Mazedonien. »Schade ist, dass nur wenige Einheimische hierher kommen«, bemerkt Hoffmann. Unterstützung erhält sie von Carolin Winter, die seit September 2016 ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert: »Es begeistert mich, wie dankbar die Flüchtlinge sind. Kürzlich half ich einem Mädchen bei den Hausaufgaben. Am nächsten Tag erzählte sie mir strahlend, wie gut das in der Schule ankam.«
Über die Dankbarkeit ist auch der pensionierte Berufssoldat Alfons Burhenne immer wieder erstaunt, der jeden Donnerstag ins Café kommt, mit den Gästen »UNO« spielt, ihren Geschichten lauscht, Deutsch übt oder ihnen bei praktischen Fragen hilft. »Die Menschen hier in der Gegend sind sehr skeptisch gegenüber den Flüchtlingen. Ich habe selbst einige Scheuklappen abgebaut, seit ich hier einige ihrer Geschichten gehört habe. Von dem Elend, durch das sie gehen, wissen die meisten nichts«, so Burhennes Einschätzung.
In seinem sozialen Umfeld bewirkt sein Engagement eher Irritation als Zustimmung. Umso erfreulicher, dass er stellvertretend für die anderen Ehrenamtlichen, die das Café unterstützen, und gemeinsam mit Maximiliane Hoffmann, den Couragepreis des Vereins »Miteinander« erhielt.
Das Netzwerk für Demokratie und Toleranz im Unstrut-Hainich-Kreis verleiht diesen Preis an Menschen, die im Alltag Einsatz und Haltung zeigen. »Es ist ja nicht so, dass wir die politischen und strukturellen Entscheidungen im Umgang mit den Flüchtlingen gut heißen. Aber daran können wir nichts ändern«, sagt Hoffmann. »Ein Ort wie das Café aber verändert etwas daran, wie wir uns als Mitmenschen begegnen.«
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