Anhalt Synode
Wolkenhauer: Kein christlicher Sozial-Darwinismus
"Ich bin ein Küsterkind, in der Kirche aufgewachsen. Mit Leib und Seele bin ich Pfarrer und das möchte ich auch bleiben", so Karsten Wolkenhauer bei seiner Vorstellung als Kandidat für das Amt des anhaltischen Kirchenpräsidenten. Auch er stellte sich den Fragen der Synodalen.
Angesprochen auf seine Kandidatur sagte der Berliner Pfarrer: Auf seiner Ordinationskarte stehe "Adsum" (hier bin ich) - ich stelle mich zur Verfügung. "Ich bin sicher nicht der, auf den Sie warten, aber auf Grund der Ausschreibung der Stelle habe ich gedacht, ich könnte gemeint sein." Wolkenhauer hält Anhalt für "die unterschätzteste Landeskirche der EKD", in der er Innovationen für möglich halte.
Der Gottesdienst am Sonntagmorgen sei aktuell die Mitte seines gemeindlichen Lebens. Er wisse, dass das nicht überall der Fall sei. Wo und wann sich Gemeinde treffe ist für ihn zweitrangig. Entscheidend sei, dass es geistliche Gemeinschaft überhaupt gebe. Die Bedeutung des Sonntagsgottesdienstes dürfe nicht unter- aber auch nicht überschätzt werden.
Der Pfarrer beschreibt seinen Führungsstil als situativ, zuhörend und entscheidungsfreudig. Ihm sei wichtig, ein breites Meinungsbild einzusammeln, zu entscheiden und anschließend zu evaluieren. Wolkenhauer begleitet Führungskräfte der mittleren Ebene der Kirche, die ihm Analysefähigkeit attestieren. Mit Heiterkeit und Gelassenheit wolle er seine Fähigkeiten in der Landeskirche einsetzen.
Der Theologe hat an dem kostenlosen Angebot der Deutschen Bibelgesellschaft "Exegese für die Predigt" mitgewirkt. Ihm liege das exegetische predigen am Herzen, sagt er. Zudem hat er sich die vulnerable Theologie zu eigen gemacht. "Gott verwundet sich durch den Kreuzestod seines Sohnes selber, um den Menschen nahe zu sein." Als theologisches Vorbild nannte er unter anderen den tschechischen Soziologen, Religionsphilosophen und römisch-katholischen Priesters Tomáš Halík. "Die Stille ist mein Lehrer", sagte Wolkenhauer auf die Frage, wie er mit schwierigen Lebenssituationen umgehe. "Wenn mir etwas zu viel wird, gehe ich in die Stille."
In der Diakonie werde Kirche auch von kirchenfernen Menschen erkannt. Das Zusammenspiel von verfasster Kirche und kirchlicher Diakonie eröffne unglaubliche Möglichkeiten, so Wolkenhauer. Er verteidigte auch das Kirchenasyl. Den Schutzraum dürfe man nicht aufgeben.
Zum anhaltischen Gemeinde-Verbundsystem wollte sich der Pfarrer nicht konkret äußern, da er die Details noch nicht kenne. Auf jeden Fall finde er sinnvoll, dass die Landeskirche keinen "christlichen Sozial-Darwinismus" betreibe, der nur den stärkeren Gemeinden das Überleben sichere.
Zum Themenfeld Finanzen sagte Wolkenhauer: "Geld ist wie eine Orgel, ein guter Diener, aber ein schlechter Herr." Die Orgel solle die Gemeinde zum singen bringen, aber sie nicht übertönen. Er zitierte Papst Franziskus, der Armut als Wesen der Kirche beschrieben hat.
Angesprochen auf seine Hobbies bemerkte der Pfarrer, dass er in der glücklichen Lage sei, an sieben Tagen der Woche nicht zwischen Arbeit und Freizeit unterscheiden zu müssen. Ansonsten sei er Frühaufsteher und genieße es, sich mit drei überregionalen Zeitungen für Tagesaufgaben inspirieren zu lassen.
Als dritter Kandidat wird sich am Abend noch Pfarrer Albrecht Lindemann mit einer Andacht in der Georgenkirche in Dessau vorstellen und sich den Fragen der Gemeindeglieder und Synodalen stellen.
Der Kirchenpräsident wird am 6. und 7. Dezember bei einer Sondersynode in der Dessauer Auferstehungskirche gewählt.
Willi Wild
Autor:Willi Wild |
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