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»Gott sei mit euch auf dem Wege«

Die Wartburgregion erwartet mehr als 30 000 Wanderer aus ganz Deutschland. Der 117. Deutsche Wandertag steht unter dem Motto: Wandern auf Luthers Spuren. Schirmherrin ist die ehemalige Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht. Mirjam Petermann schilderte sie ihre Sicht auf das Großereignis.


Frau Lieberknecht, worauf freuen Sie sich beim 117. Deutschen Wandertag persönlich am meisten?
Lieberknecht:
Eisenach ist deutsche Wanderhauptstadt. Besonders freue ich mich auf die 12 000 aktiven Teilnehmer am großen Festumzug, die alle Wanderregionen von Nordelbien bis zum Schwäbischen Albverein in ihrer ganzen Vielfalt vertreten.

Wie kam es dazu, dass Eisenach und die Wartburgregion vom Deutschen Wanderverband in diesem Jahr als Gastgeber des Wandertages ausgewählt wurden?
Lieberknecht:
Der Deutsche Wanderverband möchte in wichtigen Fragen unserer Zeit Zeichen setzen; auch in diesem Reformationsjahr 2017. Wo könnte das für Wanderer unmittelbarer werden als am Fuße der Wartburg, da, wo Natur- und Kulturgeschichte eine wunderbare Einheit bilden? Dort, wo die UNESCO der Wartburg die weltweite Anerkennung als Weltkulturerbe verliehen und die umgebende Landschaft des Hainichs als Weltnaturerbe ausgezeichnet hat. Damit waren Eisenach und der ausrichtende Rennsteigverein für 2017 durch keine andere Wanderregion zu toppen.

Über 30 000 Wanderer werden in Eisenach erwartet, um auf Luthers Spuren zu wandern. Welche Spuren werden sie dort finden?
Lieberknecht
: Zunächst einmal: historische Spuren allenthalben. 95 verschiedene Wanderrouten wurden ins Programm aufgenommen: mit dem Lutherstammort Möhra, der Reformationsstadt Schmalkalden, dem Entführungsweg Luthers von 1521, dem Erlebnisweg Wartburg usw. Über 270 Wanderführer wurden durch die Thüringer Wanderakademie dafür ausgebildet, den Geschichten der landschaftlichen Besonderheiten, von Gedenk- oder Grenzsteinen am Wegesrand oder historischen Bauten nachzugehen und ihre Kenntnisse den Wanderern zu vermitteln.
Wie wir wissen, hatte der Reformator nicht nur löbliche Seiten. Der »alte« Luther wünschte so ziemlich alle in
die Hölle, die nicht seiner Meinung waren. Auch das wird den Wanderern zum Beispiel anhand des großen Gemäldes von 1617 in der Eisenacher Georgenkirche erzählt werden. Und es gibt die großen Ausstellungen auf der Wartburg, der Brandenburg und der Wilhelmsburg.

Wo werden die Wanderer Spuren des Reformators hinsichtlich seines Glaubens und seiner Theologie finden?
Lieberknecht:
Die Botschaft vom Wort Gottes braucht es, dass man davon »singet und saget, klinget und prediget, schreibet und lieset, malet und zeichnet«, hat Martin Luther einmal gesagt. Ein hochmoderner multimedialer Ansatz! Und genau so wird es sein: musikalisch mit dem Bekenntnis von Bachs »Soli Deo Gloria«, die Bildpredigten in den offenen Kirchen, die ökumenischen Gottesdienste in Eisenach und Bad Liebenstein. Auch wird es darauf ankommen, was die Eisenacher und Thüringer für sich selbst mit der Reformation verbinden. Ich bin gespannt.

Obwohl Sie auch Pfarrerin sind, fehlen beispielsweise in Ihrem Grußwort im Programmheft christliche Bezüge. Warum?
Lieberknecht:
Für mich ist mein Glauben existenziell. Der Wanderverband allerdings ist religiös unabhängig. Viele Mitglieder haben keine kirchliche Bindung, außerdem gibt es auch jüdische, muslimische oder buddhistische Mitglieder. Unsere zentrale Resolution vom letzten Wandertag 2016 heißt »Flüchtlinge willkommen«. Dass wir Wanderer bei der großen Integrationsaufgabe unseren Beitrag leisten, ist für mich gelebter christlicher Glaube.

Sie grüßen mit »Frisch auf« im Programmheft. Gottes Segen wäre doch auch nicht schlecht gewesen?
Lieberknecht:
Als Wanderer sagen wir »Frisch auf!«. Das ist Tradition. Ganz sicher wird für den Wandertag auch gebetet. Mein Lieblingssegen für die Wanderer aus Tobit 5, Vers 23 hat es leider nicht in die aktuelle Lutherbibel geschafft: »Gott sei mit euch auf dem Wege, und sein Engel geleite euch!« Diesen Segen wünsche ich ausdrücklich allen Wanderern.

In einer Reaktion auf meinen Kommentar (Nr. 29, S. 1) schreiben Sie, dass man von Ihnen als weltlicher Schirmherrin eines weltlichen Ereignisses kein frömmeres Grußwort erwarten könne als von der geistlichen Landesbischöfin in den Programmen zum Kirchentag. Wie meinen Sie das?
Lieberknecht:
Landesbischöfin Junkermann schrieb zum Kirchentag: »Seien Sie uns herzlich willkommen!« Bei mir heißt es, ich »grüße Sie mit einem herzlichen ›Frisch auf!‹«. Und den Lesern von »Glaube + Heimat« rufe ich zu: Seien auch Sie in Eisenach dabei!

www.wandertag-2017.de

Autor:

Adrienne Uebbing

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