Über 2 Jahrhunderte im Dienste der Kirchenmusik
Der Adjuvantenchor von Hemleben
In Hemleben bestand seit mindestens 1723 ein Adjuvantenchor. Um den Ehrentitel "Adjuvant" zu tragen, erhielten die Schüler eine fundierte musikalische Ausbildung durch den Kantor. In ländlichen Regionen waren der Schulmeister und der Kantor früher oft dieselbe Person, was bedeutete, dass die Auswahl des Schulmeisters stark von dessen musikalischen Fähigkeiten abhing.
Wie im Bericht von Pfarrer Böhmes im Heimatkalender der Jahre 1930 und 1931 dokumentiert, regelte die Schulordnung von 1580: "Die Schulmeister sollen die Kinder an bestimmten Tagen und Stunden mit Kirchengesängen vertraut machen, sie unterrichten und mit ihnen üben." Musik war somit mit 3 bis 5 Stunden pro Woche ein zentrales Unterrichtsfach. Auch nach der Schulzeit wurde angestrebt, die gut ausgebildeten Musiker im Chor zu halten. Der Adjuvantenchor in Hemleben setzte sich aus ehemaligen vollwertigen Adjuvanten, Jugendlichen und Schulknaben zusammen.
Im Jahr 1718 unterrichtete J. G. Reinhardt als Kantor die Schüler, bevor 1768 sein Sohn Timoteus G. Reinhardt diese Position übernahm. Leider zerstörte ein großer Brand im Jahr 1723 einen Großteil von Hemleben und vernichtete die Kirchenbücher, weshalb über die Aktivitäten des Adjuvantenchores in dieser Zeit kaum etwas bekannt ist.
Laut der Kölledaer Chronik wirkte im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts Johann Adolph Buch als Kantor in Hemleben. Er war in der Thüringer Region bekannt und pflegte Kontakte zu Kammermusiker H. C. Koch. In Kochs Werk "Versuch der Anleitung zur Composition" von 1782 wurde Buch namentlich als Pränumerant aufgeführt, ebenso in den "Fünfzig vierstimmigen Fugetten für die Orgel" von J. E. Nembt, dem Organisten der Hauptkirche in Suhl. Es ist anzunehmen, dass Kantor Buch einige Stücke aus diesen Werken auf der 1799 in Hemleben erwähnten Orgel spielte. Das Engagement eines solchen Kantors spiegelte sich ohne Zweifel in der musikalischen Ausbildung der Adjuvanten wider, und die Schüler konnten unter seiner Anleitung zu talentierten Musikern heranreifen.
Im Jahr 1802 übernahm Johann Christian Heydenreich die Kantorenstelle. In den Heimatglocken für die Region unterhalb der Sachsenburg von November 1929 wird berichtet, dass am 31. Oktober 1817 das Jubeljahr der Reformation gefeiert wurde. Heydenreich schrieb: „Am ersten Festtag versammelte sich die Gemeinde; darauf zog unsere Schuljugend im festlichen Anzug, begleitet von Herrn Pastor Carl und mir, dem Kantor Heydenreich, vorweg die Musikanten mit ihren Blasinstrumenten auf den genannten Platz." Als bleibende Erinnerung an dieses Fest beschloss die Gemeinde, eine neue Orgel zu bauen.
Allerdings war Kantor Heydenreich über viele Jahre mit der letztlich mangelhaften 1818 neu angeschafften Orgel unzufrieden. In einem Schreiben von 1828 erwähnte Heydenreich, "dass, hätte der Orgelbaumeister Maurer aus Retgenstedt sein Versprechen „Ich werde so bauen, dass ich Ehre davon habe“ gehalten, so müsste er sich nicht ständig über diese Orgel ärgern. Nach 70 Jahren war die Orgel unspielbar geworden, und etwa 1888 baute der renommierte Orgelbauer Friedrich Meißner aus Gorsleben eine neue Orgel, die bis heute noch bespielbar ist. Die Gottesdienste wurden wieder gut besucht, und Kantor Knappe, der den Adjuvantenchor leitete, hatte sicherlich viel Freude an diesem Instrument.
Die Instrumentalgruppe, bestehend aus Bläsern, Kesselpaukenspielern, Geigenspielern und dem jungen Flötensolist Walter Zöller, einem Mitglied der Adjuvantenfamilie Zöller, bereicherte die Gottesdienste und andere Feste gemeinsam mit dem Chor. In den Heimatglocken von Juni 1933 wird über eine „wohlgelungene Pfingstkantate“ berichtet, die der Adjuvantenchor aufgeführt hat. Pfarrer Knappe berichtete fast monatlich über viele Jahre hinweg in den Heimatglocken von großartigen Auftritten und gelungenen Chorgesängen der Adjuvanten.
Während die meisten Adjuvantenchöre in Thüringen im 19. Jahrhundert aufgelöst wurden, war der Adjuvantenchor in Hemleben bis 1938 weiterhin äußerst aktiv.
Möge Hemleben diese alte Tradition wieder zum Leben erwecken und der jetzt vorhandene dortige Chor mit seinem Lied "Freude schöner Götterfunken" weiterhin hunderte von Menschen zum kräftigen Mitsingen und Mitfreuen bewegen, so, wie zu den Thüringer Adjuvantentagen 2024, die unter anderem in Hemleben stattgefunden haben.
Autor:Ines Telle |
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