Orgelgeschichte
Die Orgeln von Etzleben

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In der Welt historischer Orgeln ist es keine Seltenheit, dass die Namen ihrer Schöpfer im Laufe der Jahrhunderte verblassen. Bauakten wurden durch Kriege, Brände oder schlichte Nachlässigkeit zerstört – und oft bleibt nur das Instrument selbst als stummer Zeuge der Vergangenheit. Doch manchmal finden sich unerwartete Schätze in Archiven: So im Landesarchiv Sachsen-Anhalt in Merseburg die Dokumente zum „Neubau einer Orgel zu Etzleben“ und zur „Orgelreparatur und -revision“.
Ein Brief des Etzlebener Pfarrers Breuer vom 10. November 1827 zeichnet ein lebendiges Bild dieser Orgelgeschichte. Er berichtet: „Unsere Orgel ist ein sogenanntes Viertel-Werk. Es ist ein Werk aus dem frühesten Jahrhundert der Reformation, das vor dreißig Jahren ein modernes Gewand erhalten hat.“ Die ursprüngliche Orgel stammte also aus der frühen Reformationszeit, um das 16. Jahrhundert, und wurde Ende des 18. Jahrhunderts mit einem neuen Orgelprospekt versehen.
Doch der Zahn der Zeit hatte dem Instrument arg zugesetzt. Durch undichte Stellen im Kirchendach wurde die Orgel schwer beschädigt. Angesichts einer wachsenden Gemeinde war klar: Es musste eine neue Orgel her, die den Ansprüchen genügte.
Im Frühjahr 1827 reichten die Orgelbauer Hartung und Damm aus Kölleda einen Kostenvoranschlag ein. Ihr Plan sah vor, einige brauchbare Teile der alten Orgel zu integrieren – darunter die Bälge (die neu beledert werden mussten), das Gehäuse sowie die Hauptmanual- und Basswindlade. Diese Kombination aus Tradition und Innovation versprach ein einzigartiges Instrument.
Finanziell stand die Gemeinde jedoch vor einer Herausforderung. Ein Antrag auf Unterstützung durch die zentrale Kirchenkasse wurde vom Superintendenten Hofmann abschlägig beschieden: „Die Gemeinde Etzleben gehört meines Wissens zu den Wohlhabenden, und deshalb kann sie wohl auch alleine die Kosten tragen.“ Erst ein Appell an den königlichen Landrat Helmoldt brachte den Durchbruch. Er bewilligte den Antrag, und so konnte der Neubau beginnen. Im Sommer 1828 erklang die neue Orgel zum ersten Mal – ein Moment, der die St. Laurentiuskirche mit festlichem Klang erfüllte.
Doch damit endete die Geschichte nicht. Schon 40 Jahre später, 1867, war eine erneute umfassende Reparatur notwendig. Die renommierte Merseburger Orgelbaufirma Fr. Gerhardt stellte einen Kostenvoranschlag, doch letztlich erhielt die Firma Meißner aus Gorsleben den Auftrag. Ihre Arbeiten umfassten die Erneuerung von Pfeifen, Windladen, Registerzügen und Bälgen – vieles davon unter Wiederverwendung alter Teile. Die Qualität der Reparatur wurde vom königlichen Landrat Freiherr von Werthern persönlich gelobt, und der Orgelbauer Meißner erhielt eine Sonderzahlung für seine hervorragende Leistung.
1938 wurde die Orgel durch den Einbau eines elektrischen Gebläses modernisiert – eine Ergänzung, die ihren Klang bis heute prägt.
Heute, fast 200 Jahre nach ihrem Bau, ist die Hartung-und-Damm-Orgel der St. Laurentiuskirche ein beeindruckendes Denkmal lebendiger Geschichte.

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Autor:

Ines Telle

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