Groß hilft klein
Ausbildung zum Kindergruppenleiter
Von Susann Salzmann
Hände gen Himmel, ein Lächeln auf den Lippen: Lena Attami und die 15 weiteren neuen Teamer feuern die vor ihnen sitzenden 80 Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren an, aufzustehen und gemeinsam zu singen. Teamer – das sind Kindergruppenleiter. Eine hellgrüne Kinderleiterkarte (Kileica-Card) ist der stolze Beweis dafür.
Seit Februar haben sich die frisch gefeierten Teamer einer theoretischen und praktischen Prüfung unterzogen. »Diese Erlebnisse waren einfach allesamt toll. Ich kam mit so vielen Leuten ins Gespräch«, schwärmt die 13-jährige Lena aus Gerbstedt. Sie arbeite gern mit Kindern. Basteln, spielen, singen, herumulken, vorlesen, miteinander kommunizieren und die Jüngsten auch zu Neuem motivieren.
Mit der Kileica-Qualifizierung können Lena und die anderen Jugendbetreuer zwei für sie wichtige Elemente miteinander verbinden: Die Freude an der Arbeit mit Kindern mit einem kirchlichen Kontext. Lena bekommt als Letztes ihre Kileica-Card ausgehändigt. Immerhin ist es die 500. Karte, die von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) ausgegeben wurde. »Kaum zu fassen, dass bereits so viele Karten vergeben wurden«, freut sich Iris Hellmich, Pfarrerin in Eisleben. Und Lena? Sie möchte die Arbeit mit Kindern fortsetzen, und sie würde sich freuen, wenn die Kirchengemeinde sie für weitere Projekte im Boot haben wolle. Zum Beispiel zur Gestaltung des Familiengottesdienstes oder von Kinderfreizeiten. Diese Aufgaben habe sie bereits während eines Praktikums in ihrer Gemeinde übernommen. Die jüngste Erfahrung beim »Kidscastle«, einem Projekt mit ungefähr 120 Kindern und 30 Gruppenleitern auf dem Mansfelder Schloss, habe sie in ihrer Einstellung bestätigt.
Für die 12- bis 15-Jährigen ähnelt die Betreuungsaufgabe bei diversen kirchlichen Spielen und Projekten wie der nachgestellten Hochzeit Martin Luthers und Katharina von Boras einer letzten Praxisprüfung. Jeder jugendliche Leiter kümmert sich um zehn bis zwölf Jüngere.
Ein besonderer Moment ist die Geste des Segens für die »Schütz-
linge«. Selbstverständlich legt Lena die rechte Hand auf die Schulter ihres Nachbarn und hält die andere mit gewölbter Handfläche – symbolhaft für eine Schale – neben sich. Das Ritual kennt das Mädchen bereits. Denn neben regelmäßigen Gottesdiensten besucht Attami die Christenlehre – und stellt fest: Der kirchliche ist der richtige Weg für mich. Aus diesem Grund wird Lena am 16. September getauft. »Meine Eltern wollten die Entscheidung darüber mir selbst überlassen«, erklärt sie, weshalb sie nicht schon in den ersten Lebenswochen getauft wurde. Nun entscheidet sie sich für denselben christlichen Weg, den ihre Eltern bereits gehen.
Seit 2012 gibt es in der EKM die Kileica-Ausbildung für 12- bis 15-Jährige, die die Möglichkeit einer Zusammenarbeit zwischen den jugendlichen Betreuern und der Kirche bietet. »Und oftmals wirkt es auf die Kleinen cooler, wenn ein Jugendlicher sie zu etwas auffordert«, sagt Anna-Maria Binder, Pfarrerin in Gerbstedt. Denn Teamer sind junge Autoritäten, die bereit sind, peu à peu mehr Verantwortung zu übernehmen.
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