Ver(g)lockende Technik
Per Smartphone und App werden die Glocken der Kirche zu Hedersleben zum Läuten gebracht
Von Susann Salzmann
Dirk Seiferheld braucht, um die Glocken in Hedersleben zu läuten, nichts anderes als sein Smartphone. In einem kleinen Programm, einer App, sind die jeweiligen Glockennamen Sophia (Taufglocke), Otto (Mittagsglocke) sowie Domenica (Sonntagsglocke) aufgelistet. Nur ein Antippen des Telefon-Bildschirms genügt, dann setzen sich die Kirchenglocken in Bewegung. Das funktioniert so: Das Signal der App wird an einen Server und von dort aus an den Rechner unterhalb des Glockenstuhls weitergeleitet. Zudem ist oberhalb des Glockenstuhls eine kleine Kamera angebracht, die die Bilder der schwingenden Glocken überträgt.
Verschiedene Geläute hat Dirk Seiferheld programmiert. Selbstredend das Vollgeläut mit der vierten großen Glocke. Einen halben Tag habe es gedauert, bis alles vollständig programmiert war, erinnert sich der IT-Berater. Er ist zugleich Mitglied im Kirchbauverein Hedersleben. 16 Jahre hat es von der ersten Idee bis zur Umsetzung gedauert, erzählt Tobias Jäsch vom Verein. »Jetzt haben wir Bayern nach Hedersleben geholt«, frohlockt er über die Klänge der in Passau gegossenen Kirchenglocken. »Nach so langer Zeit ist es schön, dass es endlich geschafft wurde«, freut sich auch Pfarrerin Eva Kania. Der große Vorteil: Zum Läuten muss niemand mehr ins Gotteshaus. Mit Internetverbindung versehen, ist ein Läuten von jedem Ort der Welt aus möglich. Auch die etwa 80 Stufen in den 25 Meter hohen Glockenturm müssen nun nicht mehr gegangen werden. Ganz ungefährlich ist das Ganze ohnehin nicht mehr, zeigt Dirk Seiferheld auf die marode Treppe vom Uhrwerk hoch in den Glockenstuhl.
Laut Tobias Jäsch soll es die erste Kirche sein, deren Glocken via App zum Klingen gebracht werden. Und weitere neue Ideen haben die engagierten Vereinsmitglieder schon wieder. So würde derzeit nach Anschlaghämmern gesucht, damit einzelne Glocken angeschlagen und auf diese Weise auch Melodien gespielt werden können, verraten Tobias Jäsch und Dirk Seiferheld. »Natürlich ist das Glockenwerk kein Spielzeug, auf dem jeder seine Wunschmelodie spielen kann«, ergänzt der IT-Kundige.
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