Freitags vor 1
Ab aufs Sonnendeck
Wir schreiben Jahr eins nach dem Ausbruch der Pandemie. Noch immer wird die ganze Welt vom Corona-Virus in Schach gehalten, noch immer bestimmen Kontaktbeschränkungen und Mund-Nasen-Masken unseren Alltag. Während die dritte Welle gerade mit voller Wucht über uns rollt, die Intensivstationen voller und voller werden und Abstands- und Hygieneregeln immer weniger Menschen zu interessieren scheinen, erscheint die Politik in Deutschland eher wie ein Don Quijote, der gegen Windmühlen antritt, als ein Heiliger Georg, dessen Lanze den gefährlichen Lindwurm besiegen kann.
In solchen Tagen, die sich eher wie der Vorspann eines Untergangsszenarios anfühlen, scheint die Hoffnung auf Besserung fern. Selbst das Osterfest, jenes Hoffnungsfest, an dem die gesamte Christenheit die Auferstehung des Messias und damit den Sieg Gottes über den unumgänglichen Tod feiert, steht in diesem Jahr schon zum zweiten Mal unter den Zeichen der Pandemie. Präsenzgottesdienste sollten weitestgehend vermieden werden, bitten die Regierungen. Kirchengemeinden reagieren vielerorts mit Verständnis und Umsetzung auf diese Bitte. Osterfeuer und Gemeindefeste wurden gar nicht erst geplant.
Und dennoch, wer die letzten Tage den Rückzugsort der Wohnung oder des Eigenheims für eine Zeit verließ, dem könnte die Verzweiflung schwerer gefallen sein. Die ganze Woche schon bestimmten das leuchtende Blau des Himmels und die Wärme der Sonne die Tage. Laue Märzabende luden - zumindest mich - dazu ein, bis nach Zehn auf dem Balkon zu sitzen und bei einem Glas Rotwein über das Leben nachzudenken und dabei pure Dankbarkeit zu empfinden. Dankbarkeit, dass ich gesund bin, dass es mir gut geht, dass ich Menschen helfen kann.
Doch nicht nur abends war der Balkon mein Platz erster Wahl. Aktuelle Texte (darunter auch dieser) entstehen im Moment hier. Dabei wandert der Blick zwischen dem Bildschirm und dem binnen zwei Tagen blütenweiß gewordenen Apfelbaum im Nachbarsgarten hin und her. Das Zwitschern der Vögel ersetzt jede künstliche Hintergrundmusik und ist bisweilen so laut, dass eine Kollegin bei ihrem mittäglichen Anruf fragte, ob es mich zum Arbeiten aufs Sonnendeck verschlagen habe.
Und irgendwie hat es das ja. Ich mag die Vorstellung vom Sonnendeck - obgleich ich damit eher eine große Luxusjacht, als meinen vier Quadratmeter-Balkon assoziiere. Es kam also, was kommen musste: Der passende Ohrwurm. 20 Jahre ist der nun alt, hat aber von seinem Frohsinn nichts verloren und ist gerade wohl das, was man als einen Homeoffice Sound bezeichnen kann.
Macht das nicht einfach gute Laune? Gepaart mit Vogelzwitschern, ausschlagenden Bäumen und knallender Frühjahrssonne lässt es sich so doch aushalten. Und den so schweren Alltag wenigstens für ein paar Augenblicke vergessen.
Entspannen können Sie sich übrigens auch mit der aktuellen Ausgabe unserer Kirchenzeitung. Pünktlich zu Ostern haben wir Ihnen wieder eine bunte Auswahl, spannender, herzlicher und interessanter Texte und Fotos zusammengefügt und sie in die diesjährige Osterausgabe gepackt. Und das beste: Anders als bei anderen Dingen, müssen Sie diese nicht groß suchen. Sie finden Sie einfach im Briefkasten oder auf diesen, unseren Seiten.
Die Redaktion Ihrer Mitteldeutschen Kirchenzeitung "Glaube+Heimat" wünscht nun also ein gesegnetes Osterfest, erholsame Tage (hoffentlich auf Ihrem Sonnendeck) und natürlich: Gute Lektüre!
Unsere Themen in der aktuellen Ausgabe
- Osterhoffnung - Was passiert nach dem Tod? Hans-Joachim Eckstein, Professor für Neues Testament, gibt Antworten.
- Ostermahl - Über die Bedeutung gemeinsamer Mahlzeiten während einer Pandemie
- Ostern an der Autobahn - Wie eine Kirchengemeinde eine offene Osterkirche schafft
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