»Deutschland rüstet Kindersoldaten aus«
Gastkommentar von Andreas Fincke zu steigenden Rüstungsexporten
»Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.« Diesen Satz sagte Jesus vor etwa 2000 Jahren. Er ist in der sogenannten Bergpredigt im Matthäus-Evangeliums überliefert. In letzter Zeit dachte ich manchmal an diesen Satz. Weil so oft jemand »nein, nein« sagt und »ja, ja« macht.
Rüstungsexporte laufen bei uns so. Nein-sagen und Ja-tun. In der letzten Legislatur hat die große Koalition so viele Waffen in Krisengebiete verkauft wie noch nie. Dabei hatte vor allem die SPD versprochen, weniger Waffenexporte zu genehmigen. Doch sie hat ihre Zusicherung nicht gehalten. Nun gut – andere Parteien versprechen nicht mal, die Rüstungsexporte zu drosseln. Und so geht das düstere Geschäft weiter. Derzeit schießt die türkische Armee mit deutschen Panzern auf die Kurden von der YPG. Die feuern zurück. Womit? Mit Waffen vom Schwarzmarkt – heißt es. Vielleicht sind es aber auch Waffen aus dem Schwarzwald.
Die beiden großen Kirchen kritisieren die Waffenexporte aus Deutschland schon länger. Man kann den Kirchen manches vorwerfen, aber in dieser Frage sind sie wirklich engagiert. Erst im Dezember erging ein entsprechender Appell an die Bundesregierung. Verbunden mit der Bitte, alle Anträge für Rüstungsexporte in die Türkei abzulehnen und bereits erteilte Ausfuhrgenehmigungen in andere Länder zu überdenken.
Das hat leider nicht gefruchtet. Die Exporte von Waffen gehen weiter. Wir verdienen am Krieg. Um es noch schärfer zu formulieren: Deutschland rüstet Kindersoldaten aus. Es ist ein finsteres Geschäft. Denn zumeist werden Waffen zum Töten von Menschen eingesetzt. Nur selten schießt jemand mit Kanonen auf Spatzen.
Jesus sagt: »Wer zum Schwert greift, der wird durchs Schwert umkommen.« Schade, dass er nicht sagt: Wer Waffen verkauft, wird durch diese umkommen. Dass wir an Freund und Feind, an Demokraten und Alleinherrscher gleichermaßen Waffen liefern, das konnte sich wohl nicht mal Jesus vorstellen.
Wobei: Vielleicht sagt Jesus diesen harschen Satz ja auch deshalb nicht, weil er einfach nicht stimmt. Waffenhändler kommen eher selten um. Auch an den High-Schools in den USA sind zumeist Kinder die Opfer.
Der Autor ist Hochschulpfarrer und Leiter der Evangelischen Stadtakademie in Erfurt.
Autor:Online-Redaktion |
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