Auf dem Weg zum Weltkulturerbe
Erfurt gibt Unesco-Bewerbung ab
Von Paul-Philipp Braun
Es sieht nicht mehr wirklich schön aus, das Straßenschild an der Erfurter Kreuzgasse. Es ist ein wenig in die Jahre gekommen, der Dreck der Zeit hat sich auf ihm niedergelassen. "Unter den Juden", der historische Name der Kreuzgasse, ist dennoch gut darauf zu lesen. 2011 kam das Schild, zusammen mit zwei Weiteren, in das einstige jüdische Quartier. "Im Rahmen der Unesco-Bewerbung mit dem jüdisch-mittelalterlichen Erbe ist es notwendig, mit diesem Erbe im öffentlichen Raum sichtbar zu sein", hieß es damals in einer Medieninformation der Erfurter Stadtverwaltung.
Heute, im Februar 2021, ist man einige Schritte weiter. Inzwischen ist die Bewerbung zum Unesco-Welterbe pünktlich eingereicht, die Entscheidung über den Status der Thüringer Landeshauptstadt wird mit Geduld und Spannung erwartet. Rund 350 Seiten hat Maria Stürzebecher, Unesco-Beauftragte der Kulturdirektion, dazu in den vergangenen Jahren ausgearbeitet. Zusammengefasst in einem Managementplan und einem Nominierungsdossier, liegen sie nun bei der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, kurz Unesco, wo im Sommer 2022 über die Stattgabe des Antrags abgestimmt werden soll. "Zuvor geschieht jedoch noch eine offizielle Mission durch entsprechende Gutachter", erklärt Maria Stürzebecher in einer virtuellen Pressekonferenz.
Auch Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bauswein (SPD) nimmt daran teil und erinnert, dass der Weg bis zur Abgabe der Dokumente ein langer gewesen sei. Der habe mit der Entdeckung der Alten Synagoge in den 1980er Jahren begonnen, führte über die Entdeckung des mittelalterlichen jüdischen Schatzes im Jahr 1998, die Eröffnung des Museums Alte Synagoge und die Restaurierung der Mikwe bis in den Februar 2021.
Der "außergewöhnliche universelle Wert" sei es gewesen, den Maria Stürzebecher in ihrer Antragsformulierung habe erklären und begründen müssen. Nur Stätten mit einem solchen Alleinstellungsmerkmal seien unesco-würdig. Doch dies sei, betont sie, für Erfurt eigentlich gar kein Problem gewesen. Das mittelalterliche Ensemble aus Mikwe, Alter Synagoge und Steinernem Haus in Erfurt sei weltweit einzigartig. Ebenso, wie der jüdische Schatz, dessen filigran gearbeiteter goldener Hochzeitsring inzwischen einen beinahe symbolhaften Charakter für Erfurts jüdisches Erbe hat.
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