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PRESSEMITTEILUNG vom 30.5.2023
"Lasst uns nicht in die Irre gehen!"Martin-Niemöller-Stiftung kritisiert: Der Ev. Kirchentag in Nürnberg ist friedensethisch vorfestgelegt.

Martin-Niemöller-Stiftung kritisiert: Der Ev. Kirchentag in Nürnberg ist friedensethisch vorfestgelegt.

Kurz vor dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg (7.-11. Juni 2023) übt die Martin-Niemöller-Stiftung deutliche Kritik am Vorgehen des Kirchentages.
„Ein ernsthafter Dialog mit den auf zivile und gemeinsame Sicherheitspolitik orientierten Christinnen und Christen sei im Programm des Kirchentages nicht wirklich vorgesehen“, kritisiert Michael Karg, Vorsitzender der Martin-Niemöller-Stiftung, Wiesbaden. Friedenpolitische Veranstaltungen, so mit Margot Käßmann, Konstantin Wecker und Clemens Bittlinger, wurden im Vorfeld abgelehnt.

Kritik übt die Martin-Niemöller-Stiftung auch an der Haltung von Kirchentagspräsident Thomas de Maizière. Mit seiner Predigtaussage am KirchentagsSonntag: Panzerlieferungen an die Ukraine seien notwendig und dass ein auf den ersten Blick naheliegendes und scheinbar einfaches moralisches „Nein“ ebenfalls bittere ethische und brutale politische Konsequenzen mit sich bringe**, habe er den Dialog beendet, bevor er beginnen konnte. Kirchentage aber lebten vom ergebnisoffenen, gemeinsamen und kontroversen Ringen um Wege zum Frieden.

Weiterhin bedauert die Stiftung, dass eine Nakba-Ausstellung als Beitrag zum 75. Jahrestags der Gründung des Staates Israel von der Kirchentagsleitung nicht zugelassen wurde. „Wir fragen uns: Ist der Kirchentag noch der richtige Ort für uns?“, so Karg. „Wir werden trotzdem auf dem Kirchentag (Stand B25 in Halle 1) dabei sein, um an diesem Platz mit vielen offen über friedliche Wege aus dem Krieg heraus zu sprechen.“

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Martin Niemöller war ein Freund klarer Worte, wie diesem: „Wer den Frieden will, muss mit dem Gegner leben wollen.“ Zur aktuellen Verpflichtung für den Frieden erklärt die Martin-Niemöller-Stiftung:

- Angesichts von direkter und struktureller Gewalt orientieren wir uns an der Frage Martin Niemöllers: „Was würde Jesus dazu sagen?“

- Jetzt mitten im Krieg, mitten in einer eskalierenden geopolitischen Auseinandersetzung mit der Gefahr atomarer Apokalypse, treten wir ein für Waffenstillstand und Verhandlungen – damit für die Menschen in der Ukraine, für die Soldat*innen beider Kriegsparteien, für die indirekt durch Hunger Mitbetroffenen und für alle Menschen! Denn: Die Überwindung der ökologischen Katstrophen erfordert Frieden und Kooperation jetzt, weltweit und „mit den Gegnern“.

Über die Martin-Niemöller-Stiftung
Solidarität, Bereitschaft zum Dialog, Abbau von Feindbildern – die Martin-Niemöller-Stiftung führt das friedenspolitische Engagement ihres Namensgebers fort, in der Tradition der Barmer Theologischen Erklärung, des Stuttgarter Schuldbekenntnisses, des Darmstädter Wortes und der auf Verständigung setzenden Ostdenkschrift der EKD.
Die Martin-Niemöller-Stiftung entstand aus der westdeutschen Friedensbewegung und wurde 1977 mit dem Ziel gegründet, „Initiativen aufzunehmen, anzuregen, zu vermitteln und zu fördern, die auf Verständigung zielen.

Wiesbaden, 30. Mai 2023

Für weitere Informationen oder Interview-Anfragen (auch während des Kirchentages) wenden Sie sich gern an:
Michael Karg, mobil 0175 18 54 365
Steingasse 9
65183 Wiesbaden
Telefon (0611) 954 54 86
niemoellerstiftung@t-online.de
www.martin-niemoeller-stiftung.de

* … in Anlehnung an das Darmstädter Wort von 1947, mitformuliert von Martin Niemöller

** Originalzitat aus der Predigt zum KirchentagsSonntag am 5. Februar 2023 in Fürth, Dr. Thomas de Maizière, Präsident des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentages: „Panzerlieferungen an die Ukraine verlängern den Krieg, führen zu mehr Toten, aber helfen beim Kampf um die Freiheit und Souveränität der Ukraine. Ist das alles eindeutig richtig? Nein, aber ich meine, es ist verantwortbar und notwendig als Ergebnis einer furchtbaren, einer quälenden Abwägung. Jetzt ist die Zeit zu erkennen, dass ein auf den ersten Blick naheliegendes und scheinbar einfaches moralisches „Nein“ ebenfalls bittere ethische und brutale politische Konsequenzen hat.“

Autor:

Johannes Haak

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